Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Hamster


Fütterung

Goldhamster leben als Kulturfolger im Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen. Während der Wachstumszeit der Kulturpflanzen sind die Tiere reichlich mit Getreide (Gerste, Weizen) und Hülsenfrüchten (Linsen, Kichererbsen), aber auch mit Früchten und Gemüse (Melonen, Gurken, Tomaten) versorgt (1). Sie ernähren sich zudem auch von den vegetativen Pflanzenteilen (Blätter u. Stängel). Nach der Ernte greifen die Tiere auf ihre im Bau angelegten Vorräte zurück. Auf dem Speiseplan steht zudem auch ein breites Spektrum an Insekten, wie Ameisen, Käfer, Schaben und Fliegen (18).

Zwerghamster leben in kargen Steppen- und Halbwüstengebieten. Sie ernähren sich v.a. von Gras- und Kräutersamen und verschiedensten Pflanzenarten sowie einem Anteil an Insekten, der je nach Hamsterart und Jahreszeit schwankt. Den größten Anteil an Insekten und gleichzeitig kleinsten Anteil an vegetativen Pflanzenteilen (Blätter u. Stängel) nimmt der Roborowski Zwerghamster zu sich (18).


Hamster sind also Gemischtköstler, in erster Linie aber Körnerfresser. Sämereien enthalten in großen Mengen Stärke, die als wichtigster Energielieferant dient. Saaten allein können den Bedarf der Tiere aber nicht decken, da sie kein ausgewogenes Mineralstoffverhältnis enthalten und viele wichtige Nährstoffe, wie bestimmte Spurenelemente und Vitamine, fehlen. Auch benötigen Hamster tierisches Eiweiß. Die Futterration für Hamster muss also vielfältig und ausgewogen zusammengesetzt sein. Um eine artgerechte Ernährung in Heimtierhaltung zu gewährleisten, sollte die Fütterung so naturnah wie möglich erfolgen.

Zuckerkrankheit (= Diabetes Mellitus)

Sowohl bei Chinesischen Zwerghamstern als auch bei Campbell Zwerghamstern und Hybriden treten gehäuft Diabetes-Erkrankungen auf.
Bei diesen Hamsterarten ist daher besonders sorgfältig auf die Zusammensetzung des Futters zu achten. Futtermittel mit hohen Gehalten an kurzkettigen Zuckern, wie z.B. Frucht- und Rübenzucker, sollten nicht angeboten werden. Tabu sind somit Obst und viele Gemüsesorten, wie Knollen- und Wurzelgemüse (z.B. Karotte, Rote Beete, Petersilienwurzel, Knollensellerie, Rüben), Paprika, Gurke, Zucchini und Tomate. Bei kommerziellen Trockenfuttermitteln und „Leckerli“ muss genau auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Zucker in Reinform oder Honig sowie Melasse dürfen nicht enthalten sein.
Um Diabetes-Erkrankungen frühzeitig erkennen zu können, ist es sinnvoll, regelmäßig den Hamsterurin zu testen. Kurz vor seiner Aktivitätszeit wird der Hamster vorsichtig geweckt (dann ist die Blase gefüllt) und in eine kleine Plastikbox gesetzt. Wird Harn abgesetzt, so kann dieser mit Hilfe eines Harnteststreifens auf das Vorhandensein von Glukose getestet werden.
Bei nachgewiesener Diabetes-Erkrankung werden mittlerweile mit recht gutem Erfolg Bockshornklee-Samen eingesetzt. Humanmedizinische Studien zeigen, dass Bockshornklee zur Regulierung des Blutzuckers beiträgt (19).


Kleine Futtermittelkunde

Getreide und Sämereien stellen die Grundnahrung von Hamstern dar. Sie müssen täglich in einer ausgewogenen Mischung angeboten werden, die je nach Hamsterart variiert. Es werden verschiedene Arten von Saaten unterschieden:


Mehlsaaten sind reich an Stärke und sollten den Hauptteil der Körnermischung ausmachen. Das Gemisch sollte sich zusammensetzen aus:

  • Getreide und Getreideflocken wie Gerste, Hafer, Roggen und Weizen sowie zudem z.B. Buchweizen, Dinkel, Amaranth und Grünkern. Auch Mais zählt zu den Mehlsaaten, sollte aber wegen seiner hohen Energiedichte allenfalls in sehr geringen Mengen in der Mischung enthalten sein.
  • feinen Saaten, wie unterschiedlichen Grassamen (z.B. von Rot-, Rohr- und Wiesenschwingel, Knäuelgras, Weidelgras, Wiesenrispe, Kanariengras) und verschiedenen Hirse-Arten (z.B. Rote Hirse, Gelbe Hirse, Zwerghirse, Silberhirse).

Zwerghamster erhalten vorwiegend feine Saaten, während bei Goldhamstern ein höherer Anteil an Getreide und -flocken gefüttert wird.


Ölsaaten sind reich an Fetten (Ölen) und wirken daher als „Dickmacher“. Ihr Anteil an der Ration sollte daher nur gering sein. Zu den Ölsaaten gehören z.B. Samen von Anis, Kümmel, Fenchel, Mariendistel, Mohn, Sesam, Perilla und Lein.

Grundfuttermischungen können selber hergestellt werden (einzelne Saaten sind über Internetshops bestellbar). Alternativ kann für Goldhamster ein hochwertiges Großsittichfutter (mit geringem Anteil an Sonnenblumenkernen), für Zwerghamster eine Mischung aus hochwertigem Kanarien- und Wellensittichfutter verwendet werden. Weitere Komponenten (z.B. verschiedene Grassamen) werden zusätzlich ergänzt.


Keimfutter bereichert den Speiseplan des Hamsters. Es kann aus der vorhandenen Körner- und Samenmischung selber hergestellt werden und sollte verfüttert werden, wenn die ersten Keime durchbrechen.

Keimfutter sollte nur in kleinen Mengen angeboten werden und die Tiere müssen sich langsam daran gewöhnen, da die Eiweißgehalte hoch sind. Es muss außerdem auf die hygienische Qualität geachtet werden. Liegt das Futter zu lange, neigt es schnell zur Schimmelbildung. Vor dem Verfüttern sollten die Keimlinge gründlich gewaschen werden.


Frischfutter sollte täglich angeboten werden, um Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie Rohfaser zu ergänzen
  • Strukturiertes Grünfutter, z.B. Küchenkräuter, Wildkräuter, Gräser, Salate
  • Gemüse, z.B. Wurzel- und Knollengemüse (z.B. Möhre, Knollensellerie, Wurzelpetersilie), Fruchtgemüse (Paprika, Gurke, Zucchini), Blattgemüse (z.B. Salate, Spinat, Chicorée), Kohlgemüse (Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi), Stielgemüse (Staudensellerie, Fenchel).
  • Obst (z.B. Apfel, Birne, Melone, Beerenfrüchte) enthält hohe Mengen an Fruchtzucker und damit viele Kalorien. Es sollte daher allenfalls in geringen Mengen angeboten werden.

Zwerghamsterarten, die zu Diabetes neigen (Chinesischer Zwerghamster, Campbell Zwerghamster, Hybriden), sollten nur strukturierte Grünfuttermittel und Blattgemüse angeboten werden. Alle anderen Gemüsearten und Obst sind wegen der hohen Zuckergehalte zu meiden.



Nagematerial muss immer vorhanden sein, damit die lebenslang nachwachsenden Schneidezähne abgenutzt werden und die Tiere ausreichend beschäftigt sind. Geeignet sind z.B. Zweige von ungespritzten Obstbäumen, Weide, Birke und Haselnuss.

Tierisches Eiweißfutter ist in der Hamsterfütterung unbedingt erforderlich und sollte zwei- bis dreimal wöchentlich angeboten werden. Trächtige und laktierende Hamster sowie wachsende Jungtiere benötigen täglich tierisches Protein. Geeignet sind:

  • Insekten (z.B. Mehlwürmer (hoher Fettgehalt!), Soldatenfliegenlarven, Heimchen, Heuschrecken, Zophobas, Gammarus, Bachflohkrebse), die lebend oder getrocknet angeboten werden können. 
  • Ei- oder Insektenfutter für Ziervögel 
  • Milchprodukte (laktosefrei, z.B. Magerquark, Magerjoghurt, milder Käse)
  • hartgekochtes Ei
  • Katzentrockenfutter (Seniorfutter mit reduzierten Salzgehalten).


Getrocknete Futtermittel werden ebenfalls zur Ration ergänzt:

  • Getrocknete Kräuter, Blüten und Blätter (z.B. Minze, Melisse, Petersilie, Spitzwegerich, Blüten von Kornblume, Sonnenblume u. Gänseblümchen, Blätter von Obstbäumen, Weide und Haselnuss) dienen der Ergänzung von Mineralstoffen, Spurenelementen und Rohfaser.
  • Getrocknetes Gemüse (z.B. Möhre, Knollensellerie, Rote Beete) hat hohe Gehalte an Rübenzucker. Der Anteil an der Ration sollte nicht zu hoch sein, da die Hamster sonst zu dick werden. Für Zwerghamsterarten mit Neigung zu Diabetes ist getrocknetes Gemüse ungeeignet!
  • Mischfuttermittel für Gold- und Zwerghamster sind in verschiedenen Variationen im Handel verfügbar. Sie sollten bzgl. Ihrer Qualität und Zusammensetzung allerdings genau überprüft werden. Viele dieser Futtermittel enthalten in großen Mengen aufgepoppte und eingefärbte Getreidebestandteile sowie Komponenten, die hohe Fett- und/oder Kaloriengehalte aufweisen, wie Erdnüsse, Sonnenblumenkerne und Mais. Solche Futtermittel sind nicht geeignet.

 

Leckerbissen dürfen gelegentlich in kleinen Mengen angeboten werden. Hierzu zählen z.B. Nüsse, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Erbsen- und Maisflocken sowie frischer Mais.

Völlig ungeeignet sind dagegen viele der im Zoofachhandel angebotenen Leckerbissen, wie z.B. Joghurt- und Milchdrops oder Knabberstangen. Diese enthalten in großen Mengen Zucker und sollten daher nicht verfüttert werden.



Artgerechte Rationsgestaltung für Goldhamster

 Eine artgerechte Ration für Goldhamster setzt sich folgendermaßen zusammen:



Artgerechte Rationsgestaltung für Zwerghamster

 Eine artgerechte Ration für Zwerghamster setzt sich wie folgt zusammen:



Fütterungstechnik

Bedarfsorientierte Fütterung

Das Grundfutter von Hamstern ist sehr energiehaltig und sollte daher nicht im Überschuss angeboten werden, da die Tiere sonst verfetten. Andererseits müssen Hamster, aufgrund ihrer hohen Stoffwechselraten, ständig Zugang zu Futter haben und sollten nie nüchtern sein.


Die Menge der Körner- und Saatenmischung sollte daher so gewählt werden, dass sie innerhalb von etwa 20 Stunden aufgefressen wird. Die Tiere müssen dann aber die Möglichkeit haben, auf energieärmere Futtermittel (z.B. strukturiertes Grünfutter, getrocknete Kräuter- und Blütenmischungen) auszuweichen.


Auf hygienische Qualität des Futters achten

Alle Futtermittel müssen stets hygienisch einwandfrei sein!

 

Frischfutter sollte frisch verfüttert oder im Kühlschrank gelagert werden. Frischfutter, das deutliche Konsistenzveränderungen oder Verfärbungen aufweist, darf nicht mehr angeboten werden.
Da Hamster dämmerungs- und nachtaktiv sind, ist es sinnvoll, Frischfuttermittel in den Abendstunden anzubieten. Längere Liegezeiten führen zur Besiedlung des Futters mit Bakterien und Pilzen und sollten daher vermieden werden 20).

 

Trockenfuttermittel müssen frei von Vorratsschädlingen (z.B. Kornkäfer, Dörrobstmotten) sein. Die Schädlinge selber schaden den Hamstern zwar nicht, sie werden im Zweifel sogar gerne gefressen, jedoch wird durch ihre Ausscheidungen der Insekten das Futter feucht und weist dann schnell erhöhte Gehalte an Bakterien und Schimmelpilzen auf 21).


Fütterung als Beschäftigungsmöglichkeit

Um Langeweile zu verhindern, sollte Futter nicht ausschließlich aus Näpfen angeboten, sondern zumindest teilweise in der Einstreu verstreut werden. Leckerbissen oder Gemüsestückchen können in Pappröhren versteckt oder an Spießen erhöht engebracht werden, so dass die Tiere sich das Futter „erarbeiten“ müssen.


Wasserversorgung

Frisches und sauberes Trinkwasser muss Hamstern zu jeder Zeit frei zugänglich sein. Es kann sowohl aus Näpfen als auch aus Trinkflaschen angeboten werden.


Hier erhalten Sie eine Zusammenfassung unserer Fütterungsempfehlungen als Download

Goldhamster-Fütterung
Goldhamster.pdf (238.52KB)
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Zwerghamster-Fütterung
Zwerghamster.pdf (206.65KB)
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