Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Operationen

 

Vorweg eine Bitte in eigener Sache

Bitte stellen Sie sicher, dass Sie am OP-Tag für uns telefonisch erreichbar sind! 

Dies ist auf folgenden Gründen wichtig:

  • Wir möchten Sie nach der Operation informieren, z.B. über das Befinden Ihres Tieres, über während des Eingriffs erhobene Befunde, über erforderliche Nachbehandlungen und darüber, wann Ihr Tier abgeholt werden kann..
  • Wir müssen die Möglichkeit haben, Sie während eines chirurgischen Eingriffs kontaktieren zu können, z.B. weil sich Befunde ergeben haben, die weitere diagnostische und/oder therapeutische Maßnahmen erfordern oder vielleicht auch einmal weil sich ein Befund ergeben hat, der leider eine Euthanasie des Patienten erforderlich macht.
  • Wir möchten Sie, falls es einmal zu einem Narkosezwischenfall mit Todesfolge kommt, umgehend davon in Kenntnis setzen können.


Jede Operation geht zwangsläufig mit einer Narkose einher, und jede Narkose birgt ein gewisses Risiko, das nicht vollständig ausgeschaltet werden kann!

Um Risiken zu minimieren, müssen nicht nur die Narkose selber, sondern auch die Narkosevor- und -nachsorge so optimal wie möglich gestaltet werden. Dazu können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden - sowohl von uns als auch von Ihnen.


Vor der OP

Was Sie tun können

Nüchtern oder nicht?

Nager und Kaninchen dürfen, im Gegensatz zu Hunden, Katzen oder auch Menschen, vor einer Operation nicht nüchtern sein! Fastenzeiten führen bei den kleinen Tieren schnell zu Entgleisungen des Stoffwechsels sowie zu Verdauungsproblemen. Eine Gefahr, dass die Tiere während der Narkose erbrechen und dann Futterbestandteile einatmen, besteht nicht, da weder Kaninchen noch Nager in der Lage sind zu erbrechen. Daher sollten diese Tierarten vor dem Transport in die Praxis bereits gefüttert worden sein.

Frettchen müssen vor einer Operation nüchtern sein. Andernfalls kann es, ausgelöst durch die Narkosemedikamente, zum Erbrechen und zum Einatmen von Futterbestandteilen kommen. Das Futter sollte den Tieren mindestens 4, maximal jedoch 6 Stunden vor Narkosebeginn entzogen werden. Längere Fastenzeiten dürfen nicht entstehen, da es sonst zu Unterzuckerung kommt.

Futter mitbringen

Da die Tiere mitunter den ganzen Tag, zumindest aber mehrere Stunden in der Praxis verbringen müssen, sollten sie während dieser Zeit ausreichend mit Futter versorgt sein.

Jedes Tier hat bzgl. des Futters bestimmte Vorlieben, und wir können nicht das gesamte Futterspektrum vorrätig halten. Bringen sie deshalb bitte ausreichende Mengen an Futter mit, damit Ihr Tier über den Tag versorgt ist.

Heu sowie Futter- und Trinkgefäße sind in der Praxis vorhanden.

Medikamentenapplikation

Sollten bei dem Tier bereits vor der OP Medikamente angesetzt worden sein oder handelt es sich um einen Patienten mit Dauermedikation (z.B. Herzmedikamente), so müssen diese im ganz normalen Rhythmus, also auch morgens vor der Operation, gegeben werden.

Frühzeitiges Verbringen in die Praxis

Es ist uns wichtig, dass OP-Patienten ausreichend früh in die Praxis gebracht werden, damit die Tiere vor der Narkoseeinleitung ausreichend Erholungszeit haben.

Das Einfangen zu Hause, der Transport, die Untersuchung sowie der Aufenthalt in einer fremden Umgebung bedeuten Stress. Um gestresste Patienten zu anästhesieren sind deutlich höhere Dosen an Narkosemittel erforderlich, wodurch die Gefahr von Narkosezwischenfällen steigt.

Eine ausreichende Zeitspanne zwischen dem Eintreffen in der Praxis und dem Narkosebeginn ist zudem erforderlich, damit Medikamente, die von uns verabreicht werden, resorbiert werden und wirken können.

Mitbringen von Partnertieren


Oftmals ist es für ein Tier beruhigend, wenn es nicht alleine, sondern zusammen mit seinem Partnertier in die Praxis gebracht wird. Auf diese Weise kann der Stress erheblich gemindert werden.

Bei Rennmäusen ist es absolut unumgänglich, alle Partnertiere mitzubringen. Andernfalls kann es erhebliche Probleme geben, den Patienten wieder in seine Gruppe einzugliedern, da er innerhalb weniger Stunden seinen „Familiengeruch“ verliert.


Was wir tun

Narkosefähigkeitsuntersuchung

Alle Patienten werden vor der Operation einer gründlichen klinischen Allgemeinuntersuchung unterzogen. Sollten dabei auffällige Befunde erhoben werden oder handelt es sich um sehr alte Tiere, bei denen Organerkrankungen häufiger anzutreffen sind, so sind ggf. weiterführende Untersuchungen (z.B. Kontrolle von Leber- und Nierenwerten, kardiologische Untersuchung) erforderlich und sinnvoll.

Nur so kann das Narkoseregime optimal an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden.

Prämedikation

Verschiedene Medikamente (z.B. Schmerzmittel, Infusionen) werden bereits vor der Narkose verabreicht. Während die Tiere stationär untergebracht sind, können diese Wirkstoffe dann resorbiert werden und entfalten bereits ihre Wirkung, wenn die Narkose eingeleitet wird.

Ruhige und artgerechte Unterbringung

Nach erfolgter Untersuchung und Prämedikation werden die Patienten auf unserer Station untergebracht. Hier stehen, je nach Tierart, Käfige, Boxen und Gehege zur Verfügung, in denen die Tiere sich vom vorangegangenen Stress erholen können.



Während der OP

Was wir tun

Narkoseregime

Wir arbeiten mit Inhalationsnarkosen oder Kombinationen aus Inhalations- und Injektionsnarkosen.

Inhalationsnarkosen erfolgen mit einem Narkosegas. Vorteil der Methode ist, dass die Gaszufuhr individuell an den Patienten angepasst werden kann. Zudem erwachen die Tiere nach Abschalten der Gaszufuhr sehr zügig. So können lange Nachschlafzeiten vermieden werden, die gefährlich sind, weil während ihnen die Stoffwechselvorgänge stark reduziert sind.

Ergänzende Injektionsnarkosen werden überwiegend mit sog. antagonisierbaren Narkotika durchgeführt. Dies bedeutet, dass diese Narkosemittel durch ein Gegenmittel aufgehoben werden können.

Venöser Zugang


Alle Patienten, deren Größe es zulässt, (Frettchen, Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla), erhalten einen venösen Zugang, über den bei Bedarf Notfallmedikamente direkt in die Vene verabreicht werden können.

Wärmezufuhr

In Narkose funktioniert die körpereigene Temperaturregulation nicht. Die OP-Patienten erhalten daher über die gesamte Dauer der Operation eine Wärmezufuhr über eine Wärmematte.

Sauerstoffzufuhr

Im Rahmen der Inhalationsnarkose wird den Tieren kontinuierlich Sauerstoff zugeführt, um die Sauerstoffsättigung des Blutes konstant hoch zu halten.

Narkoseüberwachung

Die Vitalfunktionen werden während der gesamten Narkosedauer sorgfältig überwacht:

  • Atmung
  • Herz-Kreislauf-Funktionen, Puls
  • Körpertemperatur
  • Reflexe



Nach der OP

Untersuchungen haben gezeigt, dass im Zusammenhang mit chirurgischen Eingriffen etwa die Hälfte aller Todesfälle erst nach Beendigung der Narkose, in den ersten 48 Stunden nach der Operation, zu verzeichnen ist.

Unser Job ist daher noch nicht erledigt, wenn die Operation erfolgreich verlaufen ist. Vielmehr sind eine intensive Nachsorge und Überwachung erforderlich bis der Patient entlassen werden kann.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ihr Tier nach der Operation aus o.g. Gründen eventuell noch einige Stunden in der Praxis bleiben muss. Der Patient kann erst dann entlassen werden, wenn er vollständig erwacht und die Körpertemperatur stabil ist.


Was wir tun

Sauerstoffzufuhr

Die Tiere erhalten eine Sauerstoffzufuhr, bis sie aus der Narkose erwachen.

Patientenüberwachung

Die OP-Patienten werden auch nach Beendigung der Narkose sorgfältig bzgl. ihrer Vitalfunktionen überwacht, und auch wenn die Tiere aufgewacht sind, erfolgen regelmäßige Kontrollen, v.a. der Körpertemperatur. 

Medikamentenapplikationen

Oft ist es erforderlich, auch nach Beendigung der OP bestimmte Medikamente zu verabreichen. So werden z.B. kurz wirksame Schmerzmittel nachdosiert oder warme Infusionen über den venösen Zugang appliziert, falls die Körpertemperatur abfällt.

Assistierte Fütterung

Patienten, die nicht zügig beginnen selbstständig Futter aufzunehmen werden "gepäppelt".


Was Sie tun können

Der Patient sollte in den ersten Tagen nach der Operation besonders sorgfältig beobachtet werden. Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, wenn Sie Fragen haben oder der Zustand des Tieres Ihnen Sorgen bereitet!

Wärme- bzw. Kältestress vermeiden

Bringen Sie bitte in den kalten Monaten eine Wärmflasche mit, wenn Sie Ihr Tier abholen, damit während des Transportes eine Auskühlung des frisch operierten Patienten vermieden werden kann. Im Sommer ist darauf zu achten, dass das Tier beim Transport nicht überhitzen kann. Gegebenenfalls sollte die Abholung erst gegen Abend erfolgen.

Temperaturkontrolle

Bei frisch operierten Patienten sollte, auch nach der Entlassung aus der Praxis, möglichst die Körpertemperatur regelmäßig kontrolliert werden. Wir zeigen Ihnen bei der Entlassung gerne, wie das funktioniert.

Messung der Körpertemperatur


Wird zu Hause eine zu geringe Körpertemperatur gemessen, so müssen die Tiere eine Wärmezufuhr (z.B. Wärmflasche) erhalten.

Gehegeeinrichtung

Je nach Art der Operation kann es erforderlich werden, für einige Tage staubende Einstreu aus dem Gehege zu entfernen. Auf Sandbäder, wie sie für Chinchillas, Degus, Rennmäuse und Hamster verwendet werden, sollte auf jeden Fall für einige Tage verzichtet werden.

Partnertiere

Ein operierter Patient sollte zu Hause möglichst nicht von seinem Partner getrennt werden. Dies führt häufig zu Lustlosigkeit und Frustration, während Gesellschaft meist die Aktivität und die Fresslust steigern. Der Patient muss allerdings separiert werden, wenn das oder die Partnertiere Aggressionen zeigen.

Medikamentengabe / Kontrolltermine

Geben Sie bitte alle mitgegebenen Medikamente exakt so ein, wie auf den Verpackungen vermerkt und halten Sie festgelegte Kontrolltermine ein, um den Behandlungserfolg nicht zu gefährden.

Futter- und Wasseraufnahme

Achten Sie bitte sorgfältig darauf, ob Ihr Tier ausreichend frisst und trinkt. Bei Kaninchen und Nagetieren können bereits wenige Stunden des Fastens für den frisch operierten Patienten lebensbedrohlich werden! Gegebenenfalls muss eine sog. assistierte Fütterung erfolgen. Zu diesem Zweck stehen in der Praxis verschiedene Fertigprodukte zur Verfügung, die optimal geeignet sind.

 


"Päppelecke"





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