Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Rennmaus


Haltung

Die artgerechte Haltung von Mongolischen Wüstenrennmäusen orientiert sich an ihren Bedürfnissen mit Blick auf ihr Leben in freier Wildbahn:

  • Die Tiere leben in freier Natur in Familienverbänden zusammen. Allerdings verlassen die Jungtiere die Gruppe, sobald sie geschlechtsreif sind (5). Daher sollten Rennmäuse idealerweise paarweise gehalten werden, wobei auch gleichgeschlechtliche Paare in der Regel friedlich zusammenleben.


Rennmausgruppen zerfallen häufig aufgrund von Revierstreitigkeiten. Diese bleiben allenfalls aus, wenn die Tiere auf zu engem Raum gehalten werden, um ein zweites Revier zu besetzen. Ein geringes Platzangebot zur Vermeidung von Rangordnungskämpfen kann allerdings nicht das Ziel einer artgerechten Tierhaltung sein!

  • Rennmäuse bewohnen unterirdische Bauten. Die Tiere müssen daher die Möglichkeit haben zu graben und sich Gänge und Kammern anzulegen.
  • Die Tiere bewohnen Reviere mit Größen von 300 bis 1500 m2 (18) und legen zur Nahrungssuche große Strecken zurück. Es muss also ein ausreichendes Platzangebot zur Verfügung stehen, um den Bewegungsdrang zu befriedigen.

 


Das Rennmausheim

Als Mindestmaß für ein Rennmausheim wird eine Grundfläche von 100 x 50 cm und einer Höhe von 80 cm angegeben (19). Als wirklich artgerecht ist aber erst ein Gehege mit einer Grundfläche von mindestens 1 m2 zzgl. weiterer Ebenen anzusehen.


Die Unterbringung kann in verschiedenen Quartieren erfolgen:

  • Gitterkäfige mit Plastikunterschale haben den Vorteil, dass zusätzliche Ebenen und Trinkflaschen leicht anzubringen sind. Die Unterschalen sind allerdings nicht hoch genug, um eine ausreichend tiefe Einstreuschicht zum Graben anzubieten. Zudem stehen solche Käfige nicht mit der gewünschten großen Grundfläche und gleichzeitig geeignetem Gitterabstand (max. 0,8 cm) zur Verfügung. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Kanten des Plastiks abgesichert werden müssen, um ein Benagen zu verhindern.
  • Aquarien ermöglichen das Einbringen einer dicken Einstreuschicht. Das Anbringen von zusätzlichen Ebenen und Trinkflaschen gestaltet sich dagegen schwierig. Auch ist oft keine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet. In jedem Fall muss die übliche Abdeckung durch eine Gitterauflage ersetzt werden. Deutlich mehr Platz ermöglicht ein Aquarien-Verbundsystem, also mehrere Aquarien, die über Röhrensysteme miteinander verbunden sind.
  • In Kleinsäugerterrarien ist eine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet und eine hohe Befüllung mit Einstreu möglich, allerdings ist auch hier die Unterbringung von Ebenen und Trinkflachen erschwert. Auch hier sind Verbundsysteme wünschenswert, um den Tieren mehr Platz zu bieten
  • Eigenbauten sind eine weitere Variante, um Rennmäuse artgerecht unterzubringen. So können z.B. alte Schränke in eine artgerechte Rennmausbehausung (mit unten liegendem Buddelbereich und mehreren darüber liegenden Ebenen) umgebaut werden. Anregungen und Tipps zum Bau finden sich auf vielen Rennmaus-Seiten im Internet.


Standort und Umgebungsbedingungen

Der Standort des Rennmausgeheges sollte so gewählt werden, dass die Tiere weder durch übermäßigen Lärm noch durch unangenehme Gerüche gestört werden. Das Gehege sollte Tageslicht erhalten, aber nicht vollständig prallem Sonnenlicht ausgesetzt sein, insbesondere, wenn die Haltung in Terrarien oder Aquarien erfolgt, da hinter den Glasscheiben schnell sehr hohe Temperaturen erreicht werden.

Rennmäuse besitzen ein hohes Adaptationsvermögen gegenüber verschiedenen Temperaturen (20). Als Umgebungstemperatur für die Haltung werden Werte von 15-29°C bei einer rel. Luftfeuchte von 40-50% angegeben (21).


Einrichtung und Einstreu


Jedes Rennmausheim muss über einen Buddelbereich verfügen, der das Anlegen von Gängen und Kammern ermöglicht. Eine ausreichend dicke Einstreuschicht von mind. 30 cm ist dafür Voraussetzung. Geeignet ist staubarme Einstreu, z.B. Kleintierspäne, Mais-, Hanf- oder Leinstreu. Zur Erhöhung der Stabilität können Zweige, Blätter, Rinde, Stroh, Heu und Haushaltspapier (ungebleichte Küchenrolle, Toilettenpapier) dienen, die von den Rennmäusen meist schnell verarbeitet werden.

Als Nistmaterial eigenen sich Heu, getrocknetes Laub, Zellstoff oder Baumwolleinstreu.

Jegliche Form von „Hamsterwatte“ ist als Nistmaterial völlig ungeeignet! Sowohl synthetische als auch natürliche Fasern können sich um die Beine/Pfoten der Tiere wickeln und zu Abschnürungen führen, die dann nicht selten eine Amputation erforderlich machen!


Das Rennmausheim sollte zudem möglichst über verschiedene Ebenen, verbunden mit Ästen, Röhren, Rampen oder Weidenbrücken, verfügen. Die Etagen müssen überlappend so angebracht werden, dass die Mäuse nicht zu tief abstürzen können.

Weiterhin müssen Versteckmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Geeignet sind z.B. Häuschen aus Holz, Ton oder Strohgeflecht (ohne Drahtunterbau!), aber auch Kork- und Tonröhren, kleine Blumentöpfe und Kokosnussschalen.

Rennmäuse benötigen zur Fellpflege und zum Stressabbau ein Sandbad, wobei Mineralien wie Attapulgus oder Sepiolith (Chinchillasand) als Badesubstrat dienen. Das Sandbad kann in einer flachen Keramik- oder Glasschale angeboten werden, deren Größe so gewählt sein muss, dass den Tieren ein ausgestrecktes Wälzen ermöglicht wird. Alternativ kann auch eine Ebene des Käfigs oder eine Ecke des Aquariums vollständig mit Sand befüllt werden.

Futter- und Wassergefäße müssen aus nicht benagbarem Material bestehen. Trinkflaschen müssen so angebracht werden, dass sie nicht zernagt werden können.


Beschäftigungsmöglichkeiten

Allein ein ausreichend großes und gut strukturiertes Gehege bietet Rennmäusen bereits viele Beschäftigungsmöglichkeiten.

Um die Tiere zusätzlich zu beschäftigen, sollte das Trockenfutter nicht ausschließlich aus Näpfen angeboten, sondern zumindest teilweise in der Einstreu verteilt werden. Grünfutter (Gräser, Kräuter) kann in kleinen Schalen mit ungedüngter Erde ausgesät und dann von den Rennmäusen selber geerntet werden.  Gemüsestückchen können in Pappröhren versteckt werden, so dass die Tiere sich das Futter „erarbeiten“ müssen.


Zum „Zerlegen“ eignen sich Pappröhren (von Toiletten-/Haushaltsrollen) oder Eierkartons, ebenso wie Zweige von ungiftigen und ungespritzten Bäumen (z.B. Obstbäume, Weide, Birke, Haselnuss).

Als zusätzliche Klettermöglichkeiten können Terrarienwurzeln, Aquariensteine sowie dicke Äste verwendet werden. Schwerere Einrichtungsgegenstände müssen dabei so platziert werden, dass sie nicht einsinken oder abstürzen können!

Auch ein Laufrad kann angeboten werden, darf aber nicht als Kompensation für ein zu kleines Gehege, sondern nur als ergänzende Beschäftigungsmöglichkeit angesehen werden. Laufräder müssen zudem bestimmte Voraussetzungen erfüllen: sie müssen einen Durchmesser von ca. 30 cm haben, damit Rennmäuse mit geradem Rücken darin laufen können. Sie müssen zudem aus unschädlichem oder unbenagbarem Material bestehen, eine geschlossene Lauffläche und Rückwand besitzen und auch sonst so konzipiert sein, dass die Tiere sich nicht einklemmen und verletzen können.




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