Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Kaninchen


Problemzuchten


Es existieren verschiedenste Kaninchenrassen mit unterschiedlichsten Fellstrukturen und Merkmalen. Oft entwickeln sich allerdings immer mehr nachteilige Effekte, je weiter sich die Zucht- von der Wildform entfernt.

Widderkaninchen

Widder scheinen deutlich häufiger von Schwerhörigkeit oder Taubheit betroffen zu sein als andere Kaninchenrassen. 

Die Schlappohren von Widderkaninchen führen häufig aber auch zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen. Kaninchenohren setzen sich aus verschiedenen Ohrknorpeln zusammen. Diese greifen bei „Stehohren“ ineinander, so dass die Ohren aufrecht stehen. Bei Widdern besteht zwischen zwei dieser Knorpel eine Lücke. Dadurch fallen die Ohren nach unten und der tiefergelegene Anteil des Gehörganges wird praktisch vollständig von der Außenwelt abgeschnitten. Dies führt dazu, dass in der Tiefe produziertes Ohrschmalz nicht eliminiert werden kann und von Bakterien besiedelt wird, wodurch Infektionen mit Eiterbildung begünstigt werden. Oft entstehen zunächst Abszesse am Ohrgrund. Bei chronischer und fortschreitender Infektion zeigen sich oft weitreichende Folgen. Das Trommelfell kann zerstört werden, so dass die Entzündung sich auf das Mittel und Innenohr ausweitet. Symptome sind dann z.B. neurologische Ausfälle und Störungen des Allgemeinbefindens. Auch können Infektionen auf knöcherne Strukturen in der Ohrumgebung übergreifen, was mit starken Schmerzen verbunden ist und Lähmungen des Gesichtsnerven auslösen kann (51-53).


Diese Ohrprobleme sind beim Widderkaninchen so häufig anzutreffen, dass unserer Ansicht nach diese Rasse als Qualzucht klassifiziert und die Zucht verboten werden muss.

 WEITERE INFORMATIONEN
finden sie hier:


Downloads


 

Satinkaninchen

Satinkaninchen stellen ursprünglich eine eigene, mittelgroße Rasse dar; das Merkmal „Satin“ wurde mittlerweile aber in verschiedene kleine Rassen, wie Zwergwidder und Farbenzwerge „hineingezüchtet“.
Satinhaare haben einen hohlen Haarschaft. Dadurch wird (im Vergleich zum normalen Haar) das Licht anders reflektiert, wodurch das Haar einen besonders seidigen Glanz erhält. Zudem sind Satinhaare deutlich feiner als Normalhaare.
Bei Satin-Meerschweinchen treten gehäuft Knochenstoffwechselerkrankungen (Osteodystrophie) auf. Diese gibt es bei Satin-Kaninchen nicht. Allerdings fällt Tierärztinnen und Tierärzten deutschlandweit auf, dass die Tiere in sehr jungem Alter an schweren und fortschreitenden Zahnerkrankungen leiden. Zahngesunde Satintiere kommen tatsächlich kaum vor. Der Auslöser für diese Probleme ist bisher unklar; eine genetische Ursache wird allerdings vermutet.


 

Langhaar-Rassen



Kaninchen mit längerem Fell, wie Teddy-, Angora- oder Fuchskaninchen (abhängig vom Umfang der „Mähne“ auch Löwenkopfkaninchen), neigen zu Verfilzungen. Eine regelmäßige Fellpflege ist daher unerlässlich. Bei den meisten dieser Tiere erscheint eine regelmäßige Schur sinnvoll, v.a. in den Sommermonaten. In jedem Fall sollten die Haare in der Augenumgebung regelmäßig gekürzt werden, da diese das Gesichtsfeld oft erheblich einschränken.


Rex-Kaninchen

Rex-Kaninchen sind eine Kurzhaarasse, bei der Deck- und Unterhaar dieselbe Länge haben. Die Tasthaare sind bei den Tieren oft deutlich verkürzt oder verkrümmt, wodurch der Tastsinn eingeschränkt wird.


Kurzköpfige Rassen


 

Kleine und runde Köpfe sollen besonders niedlich aussehen und das „Kindchen-Schema“ bedienen. Sie finden sich insbesondere bei Farbenzwergen, aber auch bei Zwergwiddern. Diese Kurzköpfigkeit führt fast immer zu Gesundheitsproblemen, insbesondere zu Zahnerkrankungen (oft bereits angeborene Zahnfehlstellungen).

Schecken

Bei reinerbigen Punktschecken wurde das sog. Megakolon-Syndrom nachgewiesen (54). Bei den Tieren kommt es durch verschiedene anatomische und physiologische Abweichungen zu einer Störung der Separierungsvorgänge im Dickdarm (s. Besonderheiten der Physiologie u. des Stoffwechsels). Die Tiere sind oft nicht mehr in der Lage Blinddarmkot und Hartknödel zu produzieren. Stattdessen werden riesige, unförmige Kotballen abgesetzt, die eine gummiartige Konsistenz haben. Zudem leiden die Kaninchen zunehmend an Verstopfungen, die lebensbedrohlich werden können.

Das Megakolon-Syndrom ist nicht nur bei Punkt-, sondern auch bei Kuh- und Mantelschecken zu beobachten.

 






Bitte besuchen Sie diese Seite bald wieder. Vielen Dank für ihr Interesse!