Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Meerschweinchen


Problemzuchten

Es existieren verschiedenste Meerschweinchenrassen mit unterschiedlichsten Fellstrukturen und Merkmalen. Oft entwickeln sich allerdings immer mehr nachteilige Effekte, je weiter sich die Zucht- von der Wildform entfernt.


Nacktmeerschweinchen

Es gibt zwei Nacktmeerschweinchen-Rassen: Skinny Pigs werden nackt geboren und besitzen noch eine schüttere Behaarung am Kopf. Baldwins werden mit Fell geboren, verlieren dieses jedoch schnell und sind dann komplett nackt.
Durch das Fehlen des schützenden Haarkleides entstehen viele Probleme:


  • Die Isolationsschicht gegenüber Kälteeinwirkung und Wind/Zugluft fehlt, wodurch die Tiere ständig Gefahr laufen zu unterkühlen. Die Empfänglichkeit für Erkrankungen (z.B. Atemwegserkrankungen, Blasenentzündungen) steigt dadurch an. Auch scheinen die Tiere mehr Energie zu benötigen, um ihre Temperatur zu regulieren. Nacktmeerschweinchen zeigen bei gleicher Fütterung wie behaarte Tiere oft Gewichtsverluste.
  • Es besteht keinerlei Sonnenschutz. Die Tiere können daher praktisch nicht in Außengehege gesetzt werden, denn selbst bei dünner Wolkenschicht droht die Gefahr eines Sonnenbrandes.
  • Es fehlt ein Schutz vor Nässe/Feuchtigkeit
Alle diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Gefahr von Verletzungen und Infektionen der Haut ansteigt.
Weiterhin fehlen den Tieren die Tasthaare vollständig (Baldwins) oder sind verstümmelt (Skinny Pigs). Diese stellen aber ein Sinnesorgan dar, das den Meerschweinchen zur Orientierung dienen soll.
Baldwins wurden mittlerweile als Qualzucht eingestuft und dürfen in Deutschland nicht mehr gezüchtet werden. Für Skinny Pigs gilt dies bisher nicht, was aus Tierschutzsicht in keiner Weise nachvollziehbar ist.

 

Satinmeerschweinchen

Satinmeerschweinchen stellen keine eigenständige Rasse dar. „Satin“ bezeichnet die besondere Fellstruktur, die bei den verschiedensten Rassen vorkommen kann. Satinhaare haben einen hohlen Haarschaft. Dadurch wird (im Vergleich zum normalen Haar) das Licht anders reflektiert, wodurch das Haar einen besonders seidigen Glanz erhält. Zudem sind Satinhaare deutlich feiner als Normalhaare.


Satinmeerschweinchen (v.a. Kurzhaar-Rassen) leiden gehäuft unter der sog. Osteodystrophie, einer Knochenstoffwechselstörung, bei der es zur Entkalkung des Knochens kommt. Das feste Knochengewebe wird anschließend durch weniger stabiles Bindegewebe ersetzt. Folgen sind Bewegungsstörungen (Lahmheiten, hoppelnde Fortbewegung) und Probleme bei der Futteraufnahme, da die Zähne ihren Halt im Kieferknochen verlieren. Betroffene Tier müssen oftmals schon in sehr geringem Alter erlöst werden (39).

 

Als Auslöser für die Osteodystrophie wurden Nierenerkrankungen ermittelt (40). Die Ursache für die Nierenerkrankungen ist bisher unklar, eine genetische Ursache wird allerdings vermutet.

Als Auslöser für die Osteodystrophie wurden Nierenerkrankungen ermittelt (40). Die Ursache für die Nierenerkrankungen ist bisher unklar, eine genetische Ursache wird allerdings vermutet.





Links: Meerschweinchen mit physiologischer Knochenstruktur. Rechts: Meerschweinchen mit Osteodystrophie.


Rassen mit verkürzten und/oder gekräuselten Tasthaaren

Veränderungen der Tasthaare kommen bei verschiedenen Rassen vor, besonders ausgeprägt sind sie jedoch bei Rexmeerschweinchen und den verschiedenen Teddy-Rassen. Durch die Deformierung wird der Tastsinn der Tiere eingeschränkt.



Färbung „Schimmel“ und „Dalmatiner“


Das Gen, das für die Färbung Schimmel/ Dalmatiner verantwortlich ist, wird dominant vererbt und gilt als Letalfaktor. Bei der Verpaarung von zwei Schimmel- oder Dalmatiner-Tieren tritt das Gen bei 25 % der Nachkommen doppelt auf und führt bei ihnen zu schweren Missbildungen mit Todesfolge.

Albinos

Es konnte nachgewiesen werden, dass Albino-Meerschweinchen deutlich empfindlicher auf Lärm reagieren und schneller Taubheiten entwickeln als pigmentierte Tiere (41, 42). Die roten Augen sind empfindlicher gegenüber Licht, v.a. UV B-Strahlung.


 


Langhaarrassen


Langhaarmeerschweinchen neigen zu Verfilzungen des Fells, so dass regelmäßig Fellpflege betrieben werden muss. Bei manchen Tieren wird das Fell so lang, dass es auf dem Boden aufliegt, verschmutzt und die Tiere sogar in der Bewegung einschränken kann. In diesen Fällen sollte es unbedingt gekürzt werden.

Generell ist in den Sommermonaten zu überlegen, ob eine Schur der Tiere nicht sinnvoll sein könnte, um eine Überhitzung zu vermeiden.



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