Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Assistierte Fütterung (= Päppeln)



Foliovore (= blattfressende) Tierarten

Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla und Degu sind Blattfresser und benötigen ein Futter mit hohem Rohfaser- aber nur moderatem Energiegehalt.


"Päppelfutter"

Zum Päppeln stehen verschiedene kommerzielle Futtermittel zur Verfügung, wie Critical Care®, Rodi Care instant® und Herbi Care plus®.

Haferflocken und Babybrei aus dem Gläschen eignen sich nicht zum Päppeln! Dadurch werden den Tieren lediglich hohe Gehalte an Stärke und Zucker zugeführt, aber keine Rohfaser, so dass es schnell zu Instabilitäten der empfindlichen Bakterienflora im Blinddarm kommt.


Futtermenge

Nehmen die Tiere selbstständig keinerlei Futter zu sich, so müssen 50-60 ml Futterbrei/kg Körpergewicht am Tag zugefüttert werden. Fressen die Tiere in geringen Mengen selbstständig, so wird die Päppelmenge angepasst. Die Patienten sollten täglich gewogen werden. Sinkt das Gewicht, so muss mehr zugefüttert werden. Bei stabilem oder steigendem Gewicht kann die Menge vorsichtig reduziert werden.


Fütterungsfrequenz

Die Futtermenge wird auf 4-6 Mahlzeiten aufgeteilt. Eine höhere Fütterungsfrequenz bedeutet oft Stress für die Tiere. Daher sollte nur dann häufiger gefüttert werden, wenn bei einer Fütterung die eigentlich gewünschte Menge nicht erreicht werden kann.


Fütterungszeiten

Die Fütterungszeiten sollten sich möglichst den Aktivitätsphasen der Tiere anpassen. Kaninchen und Meerschweinchen sind ursprünglich v.a. dämmerungs- und nachtaktiv, zeigen in Heimtierhaltung aber durchaus auch über Tag Aktivitätsphasen. Fütterungen können daher über den gesamten Tagesablauf verteilt werden. Degus sind dagegen rein tagaktive, Chinchillas rein nachtaktive Tiere. Fütterungen sollten möglichst in den entsprechenden Aktivitätsphasen erfolgen.


Fütterungstechnik

Die kommerziellen Futtermittel zur assistierten Fütterung werden portionsweise mit warmem Wasser angerührt. Sie werden nach dem Anrühren noch einige Minuten stehengelassen, da sie aufgrund ihres Quellvermögens noch nachdicken. Anschließend wird so viel Wasser zugefügt, dass ein sämiger Brei entsteht.


Zur Fütterung stehen spezielle Futterspritzen (3 ml, 5 ml, 10 ml) zur Verfügung. Diese besitzen eine weitere Öffnung als normale Spritzen, so dass der Brei besser aufgezogen werden kann. Zudem ist die Spitze länger und kann besser in das Mäulchen des Tieres eingefügt werden. Für kleine Tiere eignen sich zudem schmale 1 ml-Spritzen, bei denen die schmale Öffnung allerdings abgeschnitten werden muss, um den Brei gut aufziehen zu können. Für große Kaninchen können sog. Katheterspritzen genommen werden. Diese fassen bis zu 60 ml und haben eine weite und lange Öffnung.


Beim Füttern muss sich das Tier in aufrechter Position befinden. Die Spritze wird hinter den Schneidezähnen (dort befindet sich ein zahnloser Kieferanteil, das sog. Diastema) in die Maulhöhle eingeführt.

Kaninchen kann jeweils 1 ml Brei auf einmal ins Maul eingegeben werden, bei großen Rassen auch 2 ml. Bei Meerschweinchen und Chinchillas sollte die Menge auf 0,5 ml begrenzt werden. Für Degus ist eine Menge von 0,2 ml sinnvoll.


Das Füttern darf auf keinen Fall in Rückenlage erfolgen, da dann die Gefahr besteht, dass die Tiere sich verschlucken!




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