Kastration
Kastrationen gehören zu den häufigsten Operationen, die in der Praxis durchgeführt werden. Wir empfehlen immer, v.a. wenn es sich um Jungtiere handelt, im Vorfeld eine parasitologische Kotuntersuchung durchführen zu lassen. Insbesondere Kaninchen leiden gehäuft unter Parasitosen (v.a. einem Befall mit Kokzidien), die bisher asymptomatisch verlaufen sind, durch den Stress des Eingriffs aber akut ausbrechen und zu schweren Krankheitsverläufen führen können.
Kastration männlicher Tiere
Indikationen zur Kastration männlicher Tiere sind:
- Verhinderung der Fortpflanzung
- Verhinderung von Aggressionen
- Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane
Überwiegend werden Kastrationen bei jungen Tieren (v.a. Kaninchen und Meerschweinchen) durchgeführt, oft in Form einer Frühkastration, also vor dem Erreichen der Geschlechtsreife.
Für Kaninchen bedeutet dies, dass die Operation vor Beendigung der 12. Lebenswoche erfolgt, bei Meerschweinchen muss sie dagegen im Alter von 3-4 Wochen durchgeführt werden, da die Tiere extrem früh geschlechtsreif werden.
Die Frühkastration hat den Vorteil, dass die Tiere nicht von ihrem Partner oder sogar, im Falle der Meerschweinchen, von der Mutter getrennt werden müssen
Nachteil bei Meerschweinchen ist, dass die Tiere nie erlernen, "ein richtiger Mann" zu sein. Sie eignen sich daher später oft nicht, eine Gruppe von Weibchen zu "managen".
Nach späten Kastrationen, wenn die Tiere schon längere Zeit potent waren, müssen nach dem Eingriff Karenzzeiten eingehalten werden. Grund hierfür ist, dass sich in den ableitenden Geschlechtswegen noch Spermien befinden und dort auch längere Zeit überleben können. Eine Bedeckung weiblicher Partnertiere ist also auch nach der Kastration noch ein gewisse Zeit möglich. Folgende Zeiten sollten eingehalten werden:
- Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchilla: 6 Wochen
- Degu: 4 Wochen
- Kleinnager: 3 Wochen
Kastration weiblicher Tiere
Die meisten weiblichen Kleinsäuger werden v.a. kastriert, wenn eine Erkrankung der Geschlechtsorgane (z.B. Gebärmuttertumor, Eierstockzysten, Gebärmuttervereiterung) diagnostiziert wurde.
Es gibt allerdings auch Tierarten, bei denen eine Kastration sinnvoll ist, um zukünftige Erkrankungen zu vermeiden.
Prophylaktische Kastration der Häsin
Kaninchen neigen mit fortschreitendem Alter in hohem Maße zur Entstehung von Gebärmuttertumoren, die fast immer bösartig sind und nicht selten zur Bildung von Metastasen (v.a. in der Lunge) führen. Die Tumorbildung ist nicht hormonabhängig, sondern scheint schlichtweg eine typische Alterserkrankung des Kaninchens zu sein.
Um solche Tumorerkrankungen zu verhindern raten wir zur Kastration der Häsin, idealerweise im Alter von 6-12 Monaten. Bei diesem Eingriff muss der gesamte Geschlechtstrakt, incl. der Gebärmutter, entfernt werden, da diese andernfalls im Alter dennoch entarten kann.
Die Kastration hat meist den angenehmen Nebeneffekt, dass die Kaninchen nicht mehr ihre typischen "Hormon-Launen" haben, während derer sie ständig ihre Partnertiere rammeln, aggressiv sind und Nester bauen. Das erspart ihnen selbst, dem Partner und dem Besitzer Stress.
Ist eine Kastration vom Besitzer/der Besitzerin nicht erwünscht, so raten wir (ab dem Alter von 3 Jahren) zu halbjährlichen Gebärmutter-Kontrollen, um tumoröse Veränderungen rechtzeitig entdecken zu können.
Prophylaktische Kastration der Ratte
Ratten neigen zur Entstehung von Mammatumoren. Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Veränderungen nicht entstehen, wenn die Tiere einer Frühkastration im Alter von 6 Wochen. unterzogen werden.
Zwar existieren bisher keine gesicherten wissenschaftlichen Statistiken. Erfahrungen zeigen aber, dass auch bei einer Kastration im Alter von 3-4 Monaten die Häufigkeit solcher Erkrankungen deutlich herabgesetzt werden kann.
Positiver Nebeneffekt einer solchen Kastration ist, dass die Tier in fortgeschrittenem Alter nicht mehr unter einer Gebärmuttervereiterung leiden können, wie sie sonst häufig vorkommt.
Prophylaktische Kastration der Frettchenfähe
Der Eisprung des Frettchens wird nur durch einen Deckakt ausgelöst. Bleibt dieser aus, besteht die Gefahr einer Dauerranz, die für das Tier lebensbedrohlich werden kann.
Um einen solchen Zustand zu verhindern, ist eine frühzeitige Kastration sinnvoll, die entweder auf chirurgischem oder auf hormonellem Wege erfolgen kann.
Kastration des weiblichen Meerschweinchens
Meerschweinchen entwickeln sehr häufig Eierstockzysten. Diese machen mitunter eine Kastration erforderlich. Da davon ausgegangen wird, dass Erkrankungen der Gebärmutter bei Meerschweinchen durch Geschlechtshormone hervorgerufen werden, ist es ausreichend nur die Eierstöcke zu entfernen, so lange die Gebärmutter nicht verändert ist.
Die Kastration kann auf verschiedenen Wegen erfolgen:
- Über die Mittellinie am Unterbauch (Linea alba): da Meerschweinchen einen tonnenförmigen Bauchraum haben und die Eierstöcke nahe der Wirbelsäule liegen und sehr kurze Bänder besitzen, ist es oftmals komplizier und zeitaufwändig, die Ovarien so vorzulagern, dass sie abgebunden und entfernt werden können. Dadurch verlängert sich die Narkosedauer. Ein weiterer Nachteil ist, dass nach der OP die Eingeweide auf der OP-Naht lasten, was für die Tiere unangenehm ist. Der Zugang über die Linea alba wird daher in der Regel nur dann durchgeführt, wenn die Gebärmutter (z.B. aufgrund von Tumorerkrankungen) mit entfernt werden muss.
- Über die Flanken: dieser Zugang hat den Vorteil, dass ein Fenster in die Bauchhöhle direkt im Eierstockbereich angelegt wird, so dass die Ovarien leicht vorzulagern sind. Die Naht im Flankenbereich wird nach der OP überhaupt nicht belastet.