Chinchilla
Haltung
Chinchillas leben in freier Wildbahn im Familienverband zusammen und sind sehr gesellig.
Eine Einzelhaltung von Chinchillas ist daher nicht artgerecht! Sie müssen zumindest paarweise gehalten werden. Ideal ist die Haltung im Haremsverband mit einem kastrierten Männchen und 1-3 Weibchen, aber auch die Haltung gleichgeschlechtlicher Paare oder Gruppen ist gut möglich.
Chinchillas sind nachtaktive Tiere mit einem großen (dreidimensionalen) Bewegungsdrang. Diese Tatsachen stellen eine große Herausforderung für eine artgerechte Haltung dar.
Das Chinchillaheim
Ein Chinchillaheim muss so geräumig sein, dass die Tiere sich während ihrer gesamten Aktivitätsphase ausreichend bewegen und beschäftigen können, denn 1-2 Stunden Freilauf in den Abendstunden, während der Besitzer noch wach ist, können nicht kompensieren, wenn die Tiere den Rest der Nacht auf engem Raum eingesperrt sind. Gleichzeitig ist zu gewährleisten, dass Chinchillas während der Ruhephase am Tag ungestört sind.
Im Handel erhältliche Chinchilla-Käfige sind meist ungeeignet, da sie viel zu klein sind. Als Mindestmaß für einen Chinchillakäfig, der zwei Tiere beherbergt, wird ein Volumen von 3 m3 angegeben, wobei eine Höhe von 150 cm nicht unterschritten werden sollte. Für jedes weitere Tier werden 0,5 m3 zusätzlich gefordert (24).
Daraus ergibt sich für ein Chinchillapaar eine Mindestgröße des Geheges von 200 x 100 x 150 cm (B x T x H). Ein größeres Platzgebot ist natürlich immer besser.
Gehegestandort
Der richtige Standort des Geheges ist von großer Bedeutung. Während der Ruhephase am Tag müssen die Tiere ungestört sein! Ständiger Stress durch Lärm führt zu erhöhter Anfälligkeit für Erkrankungen.
Das Gehege sollte ausreichend natürliches Licht erhalten, muss jedoch vor Überhitzung durch Sonneneinstrahlung geschützt sein. Ideale Raumtemperaturen liegen bei 15-18° C (25). Da Chinchillas in ihrem Herkunftsgebiet an sehr trockene Gegebenheiten angepasst sind, sollte auch in der Heimtierhaltung die Luftfeuchtigkeit nicht über 50 % liegen (26).
Einrichtung
Die Einrichtung eines Käfigs, Geheges oder Zimmers muss den Bedürfnissen der Chinchillas angepasst sein, die einen großen Bewegungsdrang haben und gerne springen. Es sollten Sitzbretter/Etagen in verschiedenen Höhen angebracht werden. Zum Klettern eigenen sich dicke Äste, Planken oder Bretter sowie stabile Weidenbrücken. Als Verstecke müssen zudem Holzhäuschen und Kork- oder Tonröhren vorhanden sein.
Heu sollte aus Raufen (oben geschlossen, damit die Tiere nicht einsteigen und zwischen den Stäben hängen bleiben können) angeboten werden. Futter- und Trinkgefäße müssen aus unbenagbarem Material sein.
Laufräder oder Laufteller können Chinchillas als zusätzliches Bewegungsangebot zur Verfügung gestellt werden. Sie dürfen aber nicht dazu dienen, mangelnde Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in einem zu engen Käfig zu kompensieren. Wichtig ist, dass die Räder/Teller ausreichende Durchmesser haben, damit die Tiere mit geradem Rücken darin laufen können. Durchmesser von 60 cm sind daher anzuraten. Zudem muss gewährleistet sein, dass die Chinchillas sich nicht verletzen (sicherer Stand, keine Möglichkeit des Einklemmens, Lauffläche ohne Spalten).
Als Einstreu eigenen sich staubarme Holzspäne sowie Hanf- und Leineinstreu, die ausschließlich auf dem Boden des Geheges ausgestreut werden müssen. Bei großen Gehegen reicht meist auch das Aufstellen von eingestreuten Toiletten aus.
Chinchillas benötigen zudem Sandbäder, um ihr Fell zu entfetten. Diese sollten ständig zur Verfügung stehen. Die Badeschalen oder -häuschen müssen so groß sein, dass sich ein Chinchilla bequem ausgestreckt darin wälzen kann. Sie sollten aus gut zu reinigendem Material (Keramik, Metall, Glas) bestehen. Als Badesubstrat eignen sich v.a. Tonmineralien wie Sepiolith und Attapulgus. Quarzsand ist dagegen ungeeignet, da er eine scharfe Oberflächenbeschaffenheit hat, die zu Hautverletzungen führen kann. Zudem sind Quarzsandkörner nicht porös und dadurch nicht in der Lage Hautfette zu binden.
Außenhaltung?
Eine ausschließliche Außenhaltung von Chinchillas ist in unseren Breiten abzulehnen. Aufgrund fehlender Schweißdrüsen tolerieren die Tiere hohe Temperaturen schlecht. Während sich Chinchillas in ihrem natürlichen Habitat im Sommer in Felsspalten zurückzuziehen können, in denen recht konstante Temperaturen herrschen, die 25°C nicht überschreiten (3), besteht diese Möglichkeit in Heimtierhaltung nicht. Zudem werden hierzulande oft die für Chinchillas maximal geforderten 50 % Luftfeuchtigkeit überschritten, sowohl im Sommer als auch im Winter.
Denkbar ist daher allenfalls eine Innenhaltung mit freiem Zugang in ein Außengehege, so dass die Tiere ihren Aufenthaltsort, abhängig von den klimatischen Bedingungen, wählen können.
Vitamin D in der Chinchillahaltung Chinchillas benötigen, ebenso wie andere Tiere, Vitamin D, dessen Hauptaufgabe die Regulierung des Kalzium- und Phosphorstoffwechsels im Körper ist. Verantwortlich für diese Vorgänge ist aktives Vitamin D3 (= D-Hormon). Wie kann der Vitamin D-Bedarf gedeckt werden?
Problem: Chinchillas leben in Innenhaltung und haben keinen Zugang zu natürlichem UV B-Licht, da dieses nicht durch Fensterscheiben hindurchdringen kann.
Problem: die natürliche Nahrung des Chinchillas enthält kaum Vitamin D. Nennenswerte Vitamin D-Gehalte finden sich nur in Pflanzen, die üblicherweise nicht auf dem Speiseplan der Tiere zu finden sind (Artischocken, Pilze). Der Gehalt an Vitamin D in Grünpflanzen ist dagegen sehr gering. Er kann durch Trocknung in der Sonne zwar erhöht werden (28), Heu wird heutzutage allerdings nicht mehr vollständig in der Sonne getrocknet. Es wird lediglich angetrocknet; die restliche Trocknung erfolgt möglichst zügig mit technischen Verfahren. Dies hat verschiedene Gründe: bei langer Trocknung auf der Wiese steigt zwar der Gehalt an Vitamin D, dafür gehen andere Vitamine und Nährstoffe verloren. Der Wassergehalt des Heus sinkt bei natürlicher Trocknung zudem nur langsam und liegt letztlich noch deutlich über dem Wassergehalt bei künstlicher Trocknung. Dadurch steigt die Gefahr einer Besiedlung mit Bakterien und Schimmelpilzen, insbesondere wenn das rel. feuchte Heu anschließend gepresst oder in Plastiktüten verpackt wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass lange in der Sonne getrocknetes Heu stark ausbleicht und nicht mehr aromatisch riecht (29).
Wie hoch ist der Vitamin D-Bedarf eines Chinchillas? Was geschieht bei unausgeglichenem Vitamin D-Haushalt? Was ist zu tun, um eine ausreichende Vitamin D-Versorgung zu gewährleisten? Vitamin D-Zufuhr mit dem Futter Vitamin D-Aktivierung durch UV-Licht Aufgrund der fehlenden Daten zum Vitamin D-Bedarf des Chinchillas und anhand der wenigen bisher vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse, raten wir eher zu einer Förderung der Vitamin D-Synthese durch UV B-Licht als zu einer Ergänzung von Vitamin D mit dem Futter. Die Frage ist nur: Wie bestrahlt man richtig mit UV-Licht? Und auch das kann zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht zufriedenstellend beantwortet werden. Es können nur vage Empfehlungen abgegeben werden. Ob diese sinnvoll und richtig sind, wird sich erst durch weitere wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen müssen.
Es handelt sich dabei um Vollspektrum-Tageslichtlampen mit UV B-Anteil. Die Wattzahl gibt die Leistung an. Angaben von 10.0, 8.0 oder 5.0 beziehen sich auf den Anteil des UV B- Lichtes. Eine 10.0 Birne hat somit einen UV B-Anteil von 10 %. Diese Angaben sind allerdings nur von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist die Bestrahlungsstärke, die in µW/cm2 angegeben wird. Bei der o.g. Studie erhielten die Chinchillas Bestrahlungen mit Stärken zwischen 19 und 157 µW/cm2. Diese Werte wurden etwa auf Rückenhöhe der Tiere erzielt (27).
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