Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Farbmaus


Fütterung

Mäuse sind Gemischtköstler, in erster Linie aber Körnerfresser. In freier Wildbahn sind die Tiere ständig mit der Futtersuche beschäftigt und legen dabei große Strecken zurück.

Diesen Bedürfnissen sollte auch in der Heimtierhaltung Rechnung getragen werden, nicht nur mit einer artgerechten Rationszusammensetzung. Auch sollten die Tiere durch die Art der Fütterung beschäftigt werden, z.B. dadurch, dass Teile des Futters in der Einstreu verteilt oder versteckt werden.


Kleine Futtermittelkunde

Sämereien und Getreide stellen die Grundnahrung von Farbmäusen dar, und müssen täglich in einer ausgewogenen Mischung angeboten werden (ca. 1 TL/Tier/Tag):

Mehlsaaten sind reich an Stärke und stellen den Hauptteil der Körnermischung.

  • Diese sollte größtenteils aus feinen Saaten, wie Grassamen (z.B. von Rot-, Rohr- und Wiesenschwingel, Knäuelgras, Weidelgras, Wiesenrispe, Kanariengras) und Hirse-Arten (z.B. Rote Hirse, Gelbe Hirse, Zwerghirse, Silberhirse) bestehen.
  • Einen kleineren Anteil stellen die klassischen Getreidesorten (und deren Flocken) wie Gerste, Hafer, Roggen und Weizen sowie Buchweizen, Dinkel, Amaranth und Grünkern. Mais sollte, wegen seiner hohen Energiedichte, allenfalls in sehr geringen Mengen in der Mischung enthalten sein.

Ölsaaten sind reich an Fetten (Ölen) und wirken daher als „Dickmacher“. Ihr Anteil an der Ration sollte daher nur gering sein. Zu den Ölsaaten gehören z.B. Samen von Anis, Kümmel, Fenchel, Mariendistel und Lein.


Keimfutter bereichert den Speiseplan. Es kann aus der vorhandenen Saatenmischung selber hergestellt werden und sollte verfüttert werden, wenn die ersten Keime durchbrechen. Keimfutter sollte aber nur in kleinen Mengen angeboten werden und die Tiere müssen sich langsam daran gewöhnen, da die Eiweißgehalte hoch sind.


Frischfutter sollte täglich angeboten werden, um Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie Rohfaser zu ergänzen

 

  • Strukturiertes Grünfutter, z.B. Küchenkräuter, Wildkräuter, Gräser
  • Gemüse, z.B. Wurzel- und Knollengemüse (z.B. Möhre, Knollensellerie, Wurzelpetersilie), Fruchtgemüse (Paprika, Gurke, Zucchini), Blattgemüse (z.B. Salate, Spinat, Chicorée), Kohlgemüse (Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi), Stielgemüse (Staudensellerie, Fenchel).
  • Obst (z.B. Apfel, Birne, Melone, Beerenfrüchte) enthält hohe Mengen an Fruchtzucker und damit viele Kalorien. Es sollte daher nur in sehr geringen Mengen angeboten werden.

 

Tierisches Eiweißfutter ist in der Mäusefütterung unbedingt erforderlich und sollte mehrmals wöchentlich in kleinen Mengen angeboten werden. Jungtiere im Wachstum sowie trächtige und laktierende Mäuse benötigen täglich tierisches Protein. Geeignet sind:

 

  • Insekten, wie z.B. Mehlwürmer (hoher Fettgehalt!), Heimchen, Bachflohkrebse. Diese können lebend oder getrocknet angeboten werden. Nicht alle Mäuse akzeptieren dieses Futter allerdings.
  • Als Alternativen können Milchprodukte (laktosefrei, z.B. Magerquark, Magerjoghurt, milder Käse), hartgekochtes Ei, Katzentrockenfutter (Seniorfutter mit reduziertem Salzgehalt) sowie Insekten- oder Eifutter für Vögel angeboten werden.



Nagematerial muss immer vorhanden sein, damit sich die lebenslang nachwachsenden Schneidezähne abnutzen und die Tiere ausreichend beschäftigt sind. Geeignet sind z.B. Zweige von ungespritzten Obstbäumen, Weide und Haselnuss.


Getrocknete Futtermittel können ebenfalls zur Ration ergänzt werden.

  • Getrocknete Kräuter, Blüten und Blätter (z.B. Minze, Melisse, Petersilie, Spitzwegerich, Blüten von Kornblume, Sonnenblume u. Gänseblümchen, Blätter von Obstbäumen, Weide und Haselnuss) dienen der Ergänzung von Mineralstoffen, Spurenelementen und Rohfaser.
  • Getrocknetes Gemüse (z.B. Möhre, Knollensellerie, Rote Beete) hat hohe Gehalte an Rübenzucker. Der Anteil an der Ration sollte nicht zu hoch sein, da die Mäuse sonst zu dick werden.
  • Hochwertige Pellets sind in geringen Mengen sinnvoll, v.a. um Vitamin D zu substituieren. Sie werden allerdings oft nicht gerne gefressen.
  • Mischfuttermittel für Farbmäuse sind in verschiedenen Variationen im Handel verfügbar. Sie sollten bzgl. Ihrer Qualität und Zusammensetzung allerdings genau überprüft werden. Viele dieser Futtermittel enthalten in großen Mengen aufgepoppte und eingefärbte Getreidebestandteile sowie Komponenten, die hohe Fett- und/oder Kaloriengehalte aufweisen, wie Erdnüsse, Sonnenblumenkerne und Mais. Solche Futtermittel sind nicht geeignet.

 


Leckerbissen dürfen gelegentlich in kleinen Mengen angeboten werden. Hierzu zählen z.B. Nüsse, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Erbsen- und Maisflocken sowie ungekochte Nudeln.



Artgerechte Rationsgestaltung

 Eine artgerechte Ration für Farbmäuse setzt sich folgendermaßen zusammen:



Fütterungstechnik

Bedarfsorientierte Fütterung

Das Grundfutter von Farbmäusen ist sehr energiehaltig und sollte daher nicht im Überschuss angeboten werden, da die Tiere sonst verfetten. Andererseits müssen die Tiere, aufgrund ihrer hohen Stoffwechselraten, ständig Zugang zu Futter haben und sollten nie nüchtern sein.

Die Menge der Saatenmischung sollte daher so gewählt werden, dass sie innerhalb von etwa 20 Stunden aufgefressen wird. Die Tiere müssen dann aber die Möglichkeit haben, auf energieärmere Futtermittel (z.B. strukturiertes Grünfutter, getrocknete Kräuter- und Blütenmischungen) auszuweichen, die ständig (ad libitum) zur Verfügung stehen sollten.


Auf hygienische Qualität des Futters achten

Alle Futtermittel müssen stets hygienisch einwandfrei sein!

Frischfutter sollte frisch verfüttert oder im Kühlschrank gelagert werden. Frischfutter, das deutliche Konsistenzveränderungen oder Verfärbungen aufweist, darf nicht mehr angeboten werden.
Da Farbmäuse vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind, ist es sinnvoll, Frischfuttermittel in den frühen Abendstunden anzubieten. Längere Liegezeiten führen zur Besiedlung des Futters mit Bakterien und Pilzen und sollten daher vermieden werden (13).
Trockenfuttermittel müssen frei von Vorratsschädlingen (z.B. Kornkäfer, Dörrobstmotten) sein. Die Schädlinge selber schaden den Mäusen zwar nicht, sie werden im Zweifel sogar gerne gefressen, jedoch wird durch ihre Ausscheidungen der Insekten das Futter feucht und weist dann schnell erhöhte Gehalte an Bakterien und Schimmelpilzen auf (14).

 



Fütterung als Beschäftigungsmöglichkeit

Um Langeweile zu verhindern, sollte Futter nicht ausschließlich aus Näpfen angeboten werden. Leckerbissen oder Gemüsestückchen können in Pappröhren oder in Buddelkisten mit Papier- oder Baumwolleinstreu versteckt oder an Spießen erhöht angebracht werden, so dass die Tiere sich das Futter „erarbeiten“ müssen.


Wasserversorgung

Frisches und sauberes Trinkwasser muss Mäusen zu jeder Zeit frei zugänglich sein. Es kann sowohl aus Näpfen als auch aus Trinkflaschen angeboten werden.


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