Frettchen
Anatomische und physiologische Besonderheiten
Verdauung
Zähne
Frettchen besitzen ein typisches Fleischfressergebiss.
Oberkiefer I4 C1 P3 M0
Unterkiefer I3 C1 P3 M0
Oberkiefer I3 C1 P3 M1
Unterkiefer I3 C1 P3 M2
Magen-Darm-Trakt
Frettchen besitzen einen einfachen, einhöhligen Magen, der sehr dehnungsfähig ist (6-7). Der gesamte Magen-Darm-Kanal ist sehr kurz (nur etwa halb so lang wie bei der Katze), so dass die Passagezeit der Nahrung nur etwa 4 Stunden beträgt (6).
Frettchen müssen vor Narkosen nüchtern sein, da sie erbrechen können. Aufgrund der Darmpasagezeit ist eine Nüchternphase von 4 Stunden, jedoch nicht länger als 6 Stunden sinnvoll. |
Fell, Haut und Hautanhangsdrüsen
Das Frettchenfell besteht aus feinem Unterhaar und längeren, gröberen Deckhaaren. Eine Ausnahme bilden Langhaarfrettchen, denen das Unterhaar fehlt.
In der gesamten Haut sind Talgdrüsen verteil, deren Sekret dem Frettchen seinen typischen Geruch verleiht. Die Drüsenaktivität ist bei intakten Tieren intensiver als bei kastrierten und insbesondere in der Ranzzeit stark ausgeprägt. Es entstehen dann gelbliche Verfärbungen der Haut und des Unterfells, so das das Haarkleid fettig erschein (3).
Schweißdrüsen fehlen, so dass die Tiere recht hitzeempfindlich sind.
Beidseits des Anus finden sich die Analdrüsen, die ein gelbliches und sehr intensiv riechendes Sekret produzieren (3). Die chirurgische Entfernung der Drüsen ist in Deutschland aus Tierschutzgründen verboten.
Fortpflanzung
Im Jahresverlauf finden bei Frettchen Veränderungen im Hormonhaushalt statt, die eng mit der Tageslichtlänge assoziiert sind. Im Frühjahr kommt es zu einem Anstieg der Sexualhormone und damit zum Beginn der Fortpflanzungsperiode. Im Herbst sinkt der Hormonspiegel wieder ab und es tritt eine Phase der sexuellen Ruhe ein (3,8,9).
Die Fortpflanzungszeit des Frettchens wird als Ranzzeit bezeichnet. Sie erstreckt sich etwa von März bis September. In dieser Zeit werden meist eine verstärkte Aktivität, eine erhöhte Aggressivität und eine verminderte Futteraufnahme beobachtet. Das Körpergewicht sinkt zumeist deutlich unter das "Wintergewicht" ab (8,9).
Während der Ranz (Brunst) steigt die Produktion des Talgdrüsensekretes, so dass der Geruch der Fähe intensiver wird. Die Scheidenöffnung (Vulva) schwillt bis auf Kirschgröße an, ist feucht und deutlich gerötet.
Wird die Fähe in dieser Zeit nicht gedeckt, so bleibt der Eisprung aus und es besteht die Gefahr der Entstehung einer Dauerranz.
Dauerranz (persistierende Ranz, Hyperöstrogenismus) Bei einer Ranzdauer ab 4 Wochen wird von einer Dauerranz gesprochen. Durch die anhaltend hohen Östrogenspiegel kommt es zu Knochenmarkdepressionen, so dass sämtliche Blutzellen vermindert nachgebildet werden. Dies hat verschiedene Folgen:
Es entstehen dann schnell lebensbedrohliche Zustände. Eine Dauerranz muss daher so zügig wie möglich beendet werden! |
Vulva außerhalb der Ranz
Vulva in der Ranz: die Schleimhaut ist geschwollen und gerötet
Vulva bei Dauerranz: die Schleimhaut ist geschwollen und sehr blass
Fortpflanzungsdaten
Geschlechtsreife Sexualzyklus Ranzzeit Trächtigkeitsdauer Wurfgröße Säugezeit | im auf das Geburtsjahr folgenden Frühjahr unvollständig, Eisprung wird durch Deckakt ausgelöst ca. März bis September 29 - 42 Tage 6 - 18, Nesthocker 6 - 8 Wochen |
Kastration
- Zur chemischen Kastration stehen Hormonchips zur Verfügung, die unter die Haut implantiert werden und über längere Zeit Wirkstoff abgeben. Die Wirkungsdauer ist allerdings von Tier zu Tier sehr unterschiedlich (10, 11). Es mehren sich zudem Berichte aus der Tierärzteschaft, dass der wiederholte Einsatz der Chips bei Fähen die Entstehung von Gebärmuttervereiterungen begünstigt.
- Die chirurgische Kastration führt zu endgültiger Unfruchtbarkeit und ist letztlich kostengünstiger als die wiederholte Implantation von Hormonchips. Allerdings kommt es im Durchschnitt 3,5 Jahre nach Kastration bei einem Teil der Frettchen zu Erkrankungen der Nebennierenrinde, in der dann Geschlechtshormone produziert werden, so dass das Bild des Hyperadrenokortizismus entsteht.
Hyperadrenokortizismus |
Beim unkastrierten Frettchen wird die Produktion von Geschlechtshormonen in den Geschlechtsorganen durch Hormone gefördert, die in unterschiedlichen Gehirnregionen gebildet werden. Die Geschlechtshormone ihrerseits führen dann zu einem negativen Feed-Back-Mechanismus: sind ausreichend Geschlechtshormone vorhanden, so hemmen sie die Bildung und Ausschüttung der sie stimulierenden Hormone im Gehirn. Bei kastrierten Frettchen fällt der o.g. Feed-Back-Mechanismus aus, da keine Geschlechtshormone mehr produziert werden. Dies hat zu Folge, dass die stimulierenden Hormone im Gehirn ungebremst gebildet und ausgeschüttet werden. Da auch in der Nebennierenrinde Rezeptoren für diese Hormone vorhanden sind, reagiert die Nebenniere mit Größenzunahmen und der Produktion von Geschlechtshormonen. Bei Fähen hat dies zur Folge, dass Ranzsymptome auftreten. Bei Rüden kommt es häufig zu einer Vergrößerung der Prostata mit der Folge von Harnabsatzstörungen. Weitere geschlechtsübergreifende Symptome sind Fellverluste, Juckreiz, Lethargie und Gewichtsverluste (11-13). Der Hyperadrenokortizismus kann mit Hormonchips behandelt werden, die auch zur chemischen Kastration dienen. Durch sie wird letztlich die Produktion von Geschlechtshormonen in der Nebenniere gehemmt. Allerdings haben die Chips keinen Effekt auf bereits bestehende Veränderungen der Nebennieren. |
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