Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Hamster


Haltung

Goldhamster und Chinesische Streifenhamster sind Einzelgänger, die in freier Wildbahn nur zur Paarung zusammenfinden. Sie sollten daher einzeln gehalten werden.

Dsungarische Zwerghamster und Campbell Zwerghamster leben in der Natur zumindest phasenweise als Paar zusammen, teils auch mit ihrem (v.a. weiblichen) Nachwuchs. Eine Haltung als Paar oder im kleinen Familienverband kann daher (bei ausreichendem Platzangebot) versucht werden. Allerdings muss dann mit Nachwuchs gerechnet werden, was im Hinblick auf die vielen Hamster, die in Notstationen auf Vermittlung warten, wenig wünschenswert ist. Außerdem sollten stets Ausweichquartiere zur Verfügung stehen, damit die Tiere im Falle von ernsthaften Streitigkeiten umgehend getrennt werden können.

Gleiches gilt für Roborowski Zwerghamster, die zeitweise, teils aber auch dauerhaft als Paar zusammenleben, mitunter auch im Familienverband mit dem weiblichen Nachwuchs.

Grundsätzlich gilt, dass eine Einzelhaltung von Zwerghamstern nicht als tierschutzwidrig anzusehen ist, da die Tiere auch in der Natur immer wieder alleine leben. Die Einzelhaltung ist einer Paar- oder Gruppenhaltung, bei der die Tiere durch Streitigkeiten ständigem Stress ausgesetzt sind, in jedem Fall vorzuziehen.


Das Hamsterheim

Die Bedürfnisse bezüglich des Aufbaus und der Einrichtung eines Hamsterheims sind, je nach Hamsterart, etwas unterschiedlich. Chinesische Streifenhamster sind besonders begeisterte Kletterer, so dass die Behausung ausreichend hoch ausfallen muss, um diesem Bedürfnis gerecht zu werden. Roborowski Zwerghamster klettern dagegen kaum, legen aber gerne große Strecken zurück. Für sie sollte ein Gehege daher eine besonders große Grundfläche haben, muss dafür aber nicht besonders hoch ausgebaut werden.


In freier Wildbahn legen Hamster in ihren Habitaten zur Nahrungssuche große Strecken zurück. Sie leben zudem in unterirdischen Gangsystemen mit Kammern. Ein Hamsterheim muss daher eine ausreichend große Fläche und die Möglichkeit zum Graben bereitstellen.

Für ein Hamsterheim ist eine Grundfläche von 1 m2 wünschenswert. Als absolutes Mindestmaß wird eine Fläche von 0,5 m2 angegeben (22-23).

Die Unterbringung kann in verschiedenen Quartieren erfolgen:

  • Gitterkäfige mit Plastikunterschale haben den Vorteil, dass zusätzliche Ebenen und Trinkflaschen leicht anzubringen sind. Die Unterschalen sind in der Regel allerdings nicht hoch genug, um eine ausreichend tiefe Einstreuschicht zum Graben anzubieten. Zudem stehen solche Käfige nicht mit der gewünschten Grundfläche und gleichzeitig geeignetem Gitterabstand (max. 0,8 cm für Zwerghamster, max. 1,2 cm für Goldhamster) zur Verfügung. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Kanten des Plastiks abgesichert werden müssen, um ein Benagen zu verhindern.
  • Aquarien ermöglichen das Einbringen einer dicken Einstreuschicht. Das Anbringen von zusätzlichen Ebenen und Trinkflaschen gestaltet sich dagegen schwierig. Auch ist oft keine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet. In jedem Fall muss die übliche Abdeckung durch eine Gitterauflage ersetzt werden.
  • In Kleinsäugerterrarien ist eine ausreichende Luftzirkulation gewährleistet und eine hohe Befüllung mit Einstreu möglich, allerdings ist auch hier die Unterbringung von Ebenen und Trinkflachen erschwert.
  • Eigenbauten sind eine weitere Variante, um Hamster artgerecht unterzubringen. So können z.B. Aquarien oder Terrarien, die als Buddelbereich dienen, um einen Gitteraufsatz ergänzt werden. Auch alte Schränke können in eine artgerechte Hamsterbehausung umgebaut werden. Anregungen und Tipps zum Bau finden sich auf vielen Hamster-Seiten im Internet.


Standort und Umgebungsbedingungen

Da Hamster vorwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind, sollte der Standort der Behausung so gewählt werden, dass die Tiere in ihren Ruhephasen nicht durch Lärm gestört werden.

Von Bedeutung ist auch die Umgebungstemperatur. Hamster leben zwar in Steppen- und Halbwüstengebieten, in denen im Sommer hohe Temperaturen herrschen, jedoch halten sich die Tiere tagsüber in ihren unterirdischen Bauten auf, in denen konstant kühle Temperaturen herrschen (durchschnittlich 16,5° C). Bereits Raumtemperaturen über 25° C führen zu Hitzestress (7). Das Hamsterheim darf daher nicht prallem Sonnenlicht ausgesetzt sein und sollte in einem möglichst kühlen Raum untergebracht werden. Eine Temperatur von 10° C darf allerdings nicht unterschritten werden. Im Sommer können kleine Kacheln/Fliesen im Gehege als kühle Liegeflächen dienen. Alternativ besteht die Möglichkeit Kühlakkus von außen um einen Teil des Geheges zu legen. Ggf. muss der Raum mit Klimageräten gekühlt werden.

In den natürlichen Habitaten der Hamster herrscht eine geringe relative Luftfeuchtigkeit von 30-40 %. Werte von mehr als 50 % können Stress für Hamster bedeuten (7).


Einrichtung

Jedes Hamsterheim muss über einen „Buddel- und Schlafbereich“ verfügen. Eine ausreichend dicke Einstreuschicht sollte 30 cm nicht unterschreiten. Geeignet ist staubarme Einstreu, z.B. Kleintierspäne, Mais-, Hanf- oder Leinstreu sowie feines Buchengranulat. Darin kann hochwertiges Heu oder Stroh eingearbeitet werden, um die Stabilität zu erhöhen.  Weiterhin können Kork- oder Pappröhren sowie Mehrkammerschlafhäuser aus Holz zur Verfügung gestellt werden, so dass ein unterirdischer Wohnbereich entstehen kann.


Zum Buddeln eignen sich außerdem Kisten mit ungedüngter und zuvor hitzesterilisierter Erde (eine Stunde bei 80° C im Backofen). Die Erde muss nach der Sterilisation wieder leicht befeuchtet werden, damit sie nicht zu stark staubt.

Als Nistmaterial eigenen sich Heu, getrocknetes Laub, Zellstoff oder Baumwolleinstreu.

Jegliche Form von „Hamsterwatte“ ist als Nistmaterial völlig ungeeignet! Sowohl synthetische als auch natürliche Fasern können sich um die Beine/Pfoten der Tiere wickeln und zu Abschnürungen führen, die dann nicht selten eine Amputation erforderlich machen!


Über dem Buddelbereich muss das Hamsterheim über mehrere Ebenen verfügen, die über Rampen miteinander verbunden sind. Die Ebenen sollten sich überlappen, damit die Tiere nicht aus größerer Höhe abstürzen können.

Auf den Etagen werden weitere Einrichtungsgegenstände, wie z.B. Halbröhren, Häuschen, und Klettergerüste platziert.


Weiterhin sollte dem Hamster ein Sandbad (Chinchilla-Badesubstrat aus Sepiolith oder Attapulgus) angeboten werden, das sowohl der Fellpflege als auch dem Stressabbau dient. Wahlweise kann der Sand in einer flachen Keramikschale angeboten werden oder eine komplette Käfigetage wird mit Sand ausgestreut.   

Futter- und Wassernäpfe müssen aus nicht benagbarem Material bestehen und weit oben im Käfig platziert werden, damit sie nicht zu schnell verschmutzen.

In freier Wildbahn haben Hamster in ihren unterirdischen Bauten Kammern, die als Toilette benutzt werden. Auch in Heimtierhaltung werden in der Regel nur bestimmte Ecken zum Harnabsatz benutzt. Es sollten dort daher mit Sand gefüllte Keramikschalen aufgestellt werden, die als Hamstertoilette dienen. Eine solche Toilettenschale kann auch in einem Abteil eines Mehrkammerhauses platziert werden.


Beschäftigungsmöglichkeiten

Um Langeweile zu verhindern, sollte das Trockenfutter der Hamster nicht ausschließlich aus Näpfen angeboten, sondern zumindest teilweise in der Einstreu verteilt werden. Grünfutter (Gräser, Kräuter) kann in kleinen Schalen mit ungedüngter Erde ausgesät und dann von den Hamstern selber geerntet werden.  Gemüsestückchen können in Pappröhren versteckt oder an kleinen Spießen erhöht angebracht werden, so dass die Tiere sich das Futter „erarbeiten“ müssen.

Zum „Zerlegen“ eignen sich Pappröhren (von Toiletten-/Haushaltsrollen) oder Eierkartons, ebenso wie Zweige von ungiftigen und ungespritzten Bäumen (z.B. Obstbäume, Weide, Birke, Haselnuss).


Als Klettermöglichkeiten können Terrarienwurzeln, dicke Äste, Weidenbrücken oder selbstgebaute Klettergerüste verwendet werden

Auch ein Laufrad kann angeboten werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Vorhandensein eines Laufrades bei Hamstern Stereotypien eher verhindert als diese zu fördern (24). Ein Laufrad muss allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllen: es muss einen so großen Durchmesser haben, dass der Hamster mit geradem Rücken darin laufen kann. Es muss zudem aus unschädlichem, nicht benagbarem Material bestehen, eine geschlossene Lauffläche und Rückwand besitzen und auch sonst so konzipiert sein, dass das Tier sich nicht einklemmen und verletzen kann.

Auch Auslaufmöglichkeiten außerhalb des Geheges nehmen Hamster gerne in Anspruch. Der Auslaufbereich muss allerdings so abgesichert sein, dass die Tiere nicht zu Schaden kommen können (Kabel, Giftpflanzen, Absturz, Einklemmen).

Ungeeignetes und tierschutzwidriges Inventar

Jegliches Inventar aus Plastik ist zu meiden, da es von den Hamstern angenagt werden kann. Die Plastikteile können Verletzungen der Schleimhäute in Maulhöhle, Backentaschen und Magen-Darm-Trakt zur Folge haben. Häuschen aus Plastik verhindern zudem einen ausreichenden Luftaustausch, so dass sich in ihnen Feuchtigkeit sammeln und Schimmel bilden kann.
Als tierschutzwidrig sind bereits seit geraumer Zeit Röhrensysteme aus Plastik eingestuft, die aus langen, schmalen, durchsichtigen und schlecht belüfteten Röhren bestehen. In die gleiche Kategorie fällt „Hamsterspielzeug“ aus Plastik, wie z.B. „Hamsterkugeln“ oder „Hamsterautos“, in denen die Tiere (ohne Ausstiegsmöglichkeit) herumgerollt oder -gefahren werden können (25).
„Hamsterwatte“ darf nicht als Nistmaterial angeboten werden, weder in synthetischer Form, noch als Naturprodukt. Die langen Fasern sind reißfest. Sie wickeln sich leicht um die Beine des Hamsters und führen zu Abschnürungen.



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