Hamster
Anatomische und physiologische Besonderheiten
Verdauung
Zähne
Hamster besitzen im Ober- und Unterkiefer je 2 Schneidezähne, die kräftig gelb-orange gefärbt sind. Das Längenverhältnis der sichtbaren Zahnanteile von Oberkiefer : Unterkiefer beträgt etwa 1 : 2. Die Schneidezähne besitzen offene Wurzelkanäle und wachsen lebenslang. Ihre Abnutzung erfolgt durch Nageaktivität.
In jedem Kieferviertel der Hamster befinden sich 3 Backenzähne. Diese besitzen Wurzeln und wachsen nicht nach.
Nahrung wird von den Tieren zunächst mit Hilfe der Schneidezähne zerkleinert oder entspelzt. Die weitere Zerkleinerung erfolgt, indem das Futter zwischen den Backenzähnen zerquetscht wird (5).
Backentaschen
Hamster besitzen Backentaschen, die eine Aussackung der Maulschleimhaut darstellen und sich bis in den Schulterbereich der Tiere ausdehnen. Sie dienen v.a. dem Nahrungstransport und werden mit Hilfe der Vorderpfoten entleert (6).
Magen
Hamster können nicht erbrechen. Sie besitzen einen zweihöhligen Magen, bestehend aus einem Vormagen mit dünner Muskelschicht und einem Drüsenmagen mit dicker Muskulatur (7).
Dünndarm
Der Dünndarm ist der Darmabschnitt, in dem die meisten Nährstoffe aufgespalten und resorbiert werden.
Blinddarm
Der Blinddarm fungiert als Gärkammer. Hier werden durch Bakterien komplexe Kohlenhydrate und an Pflanzenzellen gebundene Eiweiße aufgespalten. Dabei entstehen flüchtige Fettsäuren, die zum größten Teil direkt resorbiert werden. Zudem entstehen aber auch Aminosäuren und Vitamine (Vitamine der B-Gruppe und Vitamin K) (8-9).
Dickdarm
Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei Wasser entzogen und die Knödel werden geformt.
Koprophagie
Hamster fressen Teile ihrer Kotpellets (= Koprophagie). Sie versorgen sich dadurch mit Eiweißen, Fettsäuren und Vitaminen (Vitamin der B-Gruppe, Vitamin K), die von den Blinddarmbakterien hergestellt werden (8-9).
Duftdrüsen
Flankendrüsen
Goldhamster und Chinesische Streifenhamster besitzen beidseits im Flankenbereich die sog. Flankendrüsen. Diese sind meist dunkel pigmentiert und leicht erhaben und dürfen nicht mit Tumoren verwechselt werden. Bei männlichen Tieren sind diese Drüsen deutlich prominenter als bei Weibchen (7). Sie sondern ein talgiges Sekret ab, dass zu Fellverklebungen führen kann. Das Sekret der Flankendrüsen spielt eine Rolle bei der Reviermarkierung (10) sowie bei der Partnersuche. Weibliche Hamster suchen sich ihren Partner entsprechend der „Duftnote“ aus (11).
Ventraldrüsen
Zwerghamster besitzen am Unterbauch ein Drüsenfeld, das als Bauch- oder Ventraldrüse bezeichnet wird und bei männlichen Tieren ausgeprägter ist als bei weiblichen 7). Die Drüsen produzieren ein klebriges Sekret, das durch Reiben des Bauches auf Gegenständen hinterlassen wird und der Markierung dient (12-13).
Maulwinkeldrüsen
Dsungarische Zwerghamster besitzen beidseits Maulwinkel-Drüsen. Diese produzieren ein weißliches, unangenehm riechendes Sekret, das zur Reviermarkierung dient, aber auch eine Rolle bei der Aufzucht der Jungtiere spielt (14).
Torpor, Winterschlaf
Goldhamster sind fakultative Winterschläfer. Sie verbringen die Zeit von November bis Februar in ihrem verschlossenen unterirdischen Bau und ernähren sich von den angelegten Vorräten. Von Zeit zu Zeit fallen sie für einige Tage in Winterschlaf, bei dem die Körpertemperatur von 37° bis auf 4° C abfällt (1).
Bei niedrigen Umgebungstemperaturen, ebenso wie bei kurzen Tageslichtperioden und unzureichendem Futterangebot, sind Zwerghamster in der Lage in eine Starre (= Torpor) zu verfallen (15-16). Dieser Zustand ist durch vollständige Inaktivität gekennzeichnet und hält für einige Stunden an. Die Stoffwechselvorgänge werden heruntergefahren, Atem- und Herzfrequenz sowie die Körpertemperatur sinken ab. Es handelt sich hierbei um einen Mechanismus, der es den Tieren erlaubt v.a. auf Nahrungsknappheit zu reagieren und Energie einzusparen (17).
Fortpflanzungsphysiologie
Fortpflanzungsdaten
Goldhamster | Dsungarischer Zwerghamster | Campbell Zwerghamster | Roborowski Zwerghamster | Chinesischer Zwerghamster | |
Geschlechtsreife männlich weiblich | 5 - 6 Wochen 5 - 6 Wochen | 5 - 6 Wochen 5 - 6 Wochen | 5 - 6 Wochen 5 - 6 Wochen | 5 - 6 Wochen 5 - 6 Wochen | 5 - 6 Wochen 5 - 6 Wochen |
Sexualzyklus | 4 - 5 Tage | 4 Tage | 4 - 5 Tage | 4 Tage | 4 Tage |
Trächtigkeitsdauer | 15 - 18 Tage | 19 - 23 Tage | 17 - 20 Tage | 19 - 22 Tage | 20 - 22 Tage |
Wurfgröße | 4 - 10, Nesthocker | 4 - 10, Nesthocker | 4 - 7, Nesthocker | 3 - 7, Nesthocker | 3 - 11, Nesthocker |
Säugezeit | 20 - 25 Tage | ca. 21 Tage | ca. 21 Tage | ca. 21 Tage | ca. 21 Tage |
Hamster kommen nach der Geburt ihrer Jungtiere innerhalb von 24 Stunden in die nächste Brunst und können dann sofort wieder gedeckt werden!
Geschlechtsbestimmung
Bei männlichen Tieren besteht ein größerer Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After. Weibliche Hamster besitzen eine ausgestülpte Harnröhrenöffnung, die leicht mit der Vorhaut (Präputium) des männlichen Tieres zu verwechseln ist. An die Harnröhrenöffnung schließt sich unmittelbar die Scheidenöffnung an, die außerhalb der Brunst verschlossen ist. Dahinter liegt, mit geringem Abstand der Anus.
Anogenitalregion eines männlichen Goldhamsters
1 Präputialöffnung
2 After
Anogenitalregion eines weiblichen Goldhamsters
1 Harnröhrenöffnung
2 Scheidenöffnung (nur in der Brunst geöffnet)
3 After
Erkrankungen der Geschlechtsorgane
Alternde weibliche Hamster, v.a. Goldhamster, neigen zur Entstehung von Gebärmuttervereiterungen (Pyometra). Diese sind durch eitrigen Scheidenausfluss gekennzeichnet, der oftmals zunächst nicht bemerkt wird, so lange die Tiere sich noch regelmäßig putzen. Bei Ausbreitung der Infektion fallen Störungen des Allgemeinbefindens mit verminderter Mobilität und reduzierter Futteraufnahme auf. Die Augen sind oft eitrig verklebt.
Eine vollständige Ausheilung der Infektion durch Medikamente ist meist nicht möglich, da in der Gebärmutter keine ausreichend hohen Antibiotikaspiegel erreicht werden können. Zur Vermeidung eines chronischen Krankheitsverlaufes kann eine Kastration des Tieres daher sinnvoll sein.
Auch Eierstockzysten (Ovarialzysten) kommen bei Hamstern relativ häufig vor. Diese sind oft hormonell aktiv. Durch übermäßige Östrogenproduktion entstehen Fellverluste. Diese können an den Flanken oder am Unterbauch entstehen. Die Zitzen erscheinen oft sehr prominent.
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