Praxis für kleine Heimtiere
Dr. Anja Ewringmann

Kaninchen


 Fütterung


Über die Fütterung von Kaninchen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Prinzipiell gilt, dass eine Fütterung dann artgerecht ist, wenn sie in möglichst enger Anlehnung an die Ernährung von Wildkaninchen erfolgt. Diese fressen überwiegend blättriges Grün, Wildgräser und -kräuter, also eine relativ karge und sehr rohfaserreiche Nahrung. Sowohl die Zähne als auch der gesamte Verdauungstrakt des Kaninchens sind in besonderer Weise auf die Verdauung dieser Nahrung ausgerichtet.
Um wirklich verstehen zu können, welche Futtermittel für Kaninchen gut und wichtig und welche weniger geeignet sind, lässt es sich nicht vermeiden, einen intensiveren Blick auf die verschiedenen Nährstoffklassen zu werfen.

 

Kleine Nährstoffkunde

Kohlenhydrate (Saccharide)

Kohlenhydrate bestehen aus Zuckern. Eine Klassifizierung erfolgt entsprechend der Anzahl ihrer Zuckermoleküle:

Einfachzucker (Monosaccharide)

  • z.B. Fruchtzucker (Fructose)  enthalten z.B. in Obst, Knollen- u. Wurzelgemüse

Zweifachzucker (Disaccharide)

  • z.B. Rübenzucker (Saccharose)  enthalten z.B. in Knollen- u. Wurzelgemüse

Mehrfachzucker (Oligosaccharide)

  • z.B. Stachyose, Raffinose  enthalten z.B. in Hülsenfrüchten

Vielfachzucker (Polysaccharide)

  • Stärke: enthalten z.B. in Getreide, Getreideprodukten, Knollen- u. Wurzelgemüse
  • Zellulose: Hauptbestandteil pflanzlicher Zellwände
  • Pektine: enthalten in Stängeln, Blättern, Blüten, Obst, Gemüse
  • Inulin: enthalten in Grünpflanzen, Chicorée, Topinambur


Eine weitere Einteilung der Kohlenhydrate erfolgt nach der Art ihrer Verdauung:

  • Schnell verdauliche Kohlenhydrate werden im Dünndarm verdaut. Sie werden dort entweder direkt resorbiert (Einfachzucker) oder aber durch Verdauungsenzyme zunächst in Einfachzucker aufgespalten und dann resorbiert (Zweifachzucker, Stärke).
  • Langsam verdauliche Kohlenhydrate werden durch den Dünndarm hindurchgeschleust, gelangen in den Blinddarm und werden dort von Bakterien aufgespalten (Mehrfachzucker, Zellulose, Pektine, Inulin).



Rohfaser setzt sich aus zwei Hauptbestandteilen zusammen:
  • Verdauliche Rohfaser besteht vorwiegend aus Zellulose, also aus einem langsam verdaulichen Kohlenhydrat. Dieses Kohlenhydratmolekül besteht aus bis zu 10.000 Einfachzuckern, die sich zu festen Strukturen zusammenlagern und reißfeste Fasern in Pflanzenteilen bilden. Diese verdauliche Rohfaser dient als Nährsubstrat für die Blinddarmbakterien.
  • Unverdauliche Rohfaser ist das Lignin, eine Substanz, die sich in pflanzliche Zellwände einlagert und zu deren Verholzung führt. Auch wenn Lignin weder im Dünn- noch im Blinddarm verdaut werden kann, so ist es doch ein wichtiger Nahrungsbestandteil, um eine gute Darmmotorik zu gewährleisten.

Ein Rohfasermangel hat Konsequenzen für den gesamten Verdauungstrakt:

  • Die lebenslang nachwachsenden Zähne werden nicht ausreichend abgenutzt
  • Der Mageninhalt verklumpt, kann nicht hinreichend von Magensäure durchdrungen werden und mit dem Futter aufgenommene Bakterien werden nicht hinreichend abgetötet
  • Die Darmmotorik sinkt. Dadurch wird die Verweildauer des Nahrungsbreis im Verdauungstrakt verlängert und die Gefahr von Fehlgärungsprozessen mit Aufgasung steigt.
  • Die Blinddarmbakterien erhalten nicht ausreichend Nährsubstrat und sterben ab.
  • Eine ausreichende Rohfaserzufuhr ist daher extrem wichtig. Der Rohfasergehalt der Ration sollte etwa 20 % betragen.

 


Kaninchen sind dagegen nicht in der Lage größere Mengen an leicht verdaulichen Kohlenhydraten (Stärke, Ein- und Zweifachzucker) zu verwerten, da diese in der natürlichen Nahrung nur in sehr geringen Mengen vorhanden sind. Diese Kohlenhydrate werden eigentlich im Dünndarm verdaut. Wird die Verdauungskapazität überschritten, werden sie jedoch in den Blinddarm weitergeschleust und dort zu Milchsäure verstoffwechselt, die das Blinddarmmilieu verändert. Es kommt dann schnell zu Instabilitäten der Darmflora und zu einer Vermehrung von Hefepilzen, mit dem Resultat von Verdauungsstörungen. Auch fressen die Kaninchen ihren Blinddarmkot nicht mehr, da er unangenehm riecht und schmeckt (7). Zudem führt ein Überschuss an leicht verdaulichen Kohlenhydraten zu einer Hemmung der Darmmotorik. Dadurch verlängert sich die Verweildauer des Nahrungsbreis im Blinddarm, und Fehlgärungsprozesse mit Aufgasung werden begünstigt.

Kaninchen sind dagegen nicht in der Lage größere Mengen an leicht verdaulichen Kohlenhydraten (Stärke, Ein- und Zweifachzucker) zu verwerten, da diese in der natürlichen Nahrung nur in sehr geringen Mengen vorhanden sind. Diese Kohlenhydrate werden eigentlich im Dünndarm verdaut. Wird die Verdauungskapazität überschritten, werden sie jedoch in den Blinddarm weitergeschleust und dort zu Milchsäure verstoffwechselt, die das Blinddarmmilieu verändert. Es kommt dann schnell zu Instabilitäten der Darmflora und zu einer Vermehrung von Hefepilzen, mit dem Resultat von Verdauungsstörungen. Auch fressen die Kaninchen ihren Blinddarmkot nicht mehr, da er unangenehm riecht und schmeckt (7). Zudem führt ein Überschuss an leicht verdaulichen Kohlenhydraten zu einer Hemmung der Darmmotorik. Dadurch verlängert sich die Verweildauer des Nahrungsbreis im Blinddarm, und Fehlgärungsprozesse mit Aufgasung werden begünstigt.


Eiweiße (Proteine)

Die Bausteine der Proteine sind Aminosäuren. In der Kaninchenernährung sind nur die pflanzlichen Eiweiße von Bedeutung. Diese können, ähnlich wie die Kohlenhydrate, nach der Art ihrer Verdauung eingeteilt werden:

  • schnell verdauliche Eiweiße sind „Samenproteine“. Diese finden sich in Pflanzensamen, Getreidekörnern, Hülsenfrüchten und Nüssen. Sie werden im Dünndarm durch Verdauungsenzyme gespalten und die Spaltprodukte (Aminosäuren) dann aus dem Darm resorbiert. Zu den schnell verdaulichen Proteinen gehören aber auch die Eiweiße, die im Blinddarm des Kaninchens gebildet und dann durch Fressen des Blinddarmkotes (Zäkotrophie) aufgenommen werden.
  • langsam verdauliche Eiweiße sind „Blattproteine“. Diese sind in allen Grünpflanzen (in unterschiedlicher Menge) enthalten und fest an die Zellwände der Pflanze gebunden.  Eine Zerlegung/Verdauung kann nur durch Blinddarmbakterien erfolgen.

Auch für Eiweiße gilt, dass bei einem Überschuss an leicht verdaulichen Proteinen in der Nahrung ein Teil in den Blinddarm gelangt. Hier entsteht bei der Zerlegung durch die Blinddarmbakterien dann in größeren Mengen Ammoniak, der wiederum zu ungewünschten Veränderungen des Darmmilieus führt (10).


Fette (Lipide)

Fette werden im Dünndarm verdaut. Die Verdauungskapazität ist allerdings begrenzt, da die natürliche Nahrung des Kaninchens fettarm ist. Hohe Fettgehalte finden sich z.B. in ölhaltigen Saaten (z.B. Lein-, Anis-, Fenchelsamen), Nüssen, Kürbis- und Sonnenblumenkernen. Ein Überschuss hat keine Konsequenzen für die Blinddarmflora, führt aber zu einer Erhöhung der Darmmotorik, woraus Durchfälle resultieren können.


Vitamine

Wasserlösliche Vitamine

 

Zu den wasserlöslichen Vitaminen gehören Vitamin C sowie die Vitamine der B-Gruppe. Vitamin C können Kaninchen selber herstellen. Bei Infektionskrankheiten kann es dennoch sinnvoll sein, kurzfristig zusätzliches Vitamin C zuzuführen. Einige B-Vitamine (B2, B3, B5, B12) werden im Blinddarm durch die dortigen Bakterien hergestellt und stehen dem Kaninchen durch Zäkotrophie zur Verfügung. Vitamin B4 wird in der Leber synthetisiert (8). Die übrigen B-Vitamine werden bei artgerechter Fütterung in ausreichender Menge zugeführt.

Fettlösliche Vitamine

Vitamin A ist wichtig für den Sehvorgang, die Gesunderhaltung von Haut und Schleimhäuten, die Fortpflanzung und Embryonalentwicklung sowie auch für ein intaktes Immunsystem. Kaninchen nehmen die Vorstufe des Vitamin A, das -Carotin, mit pflanzlicher Nahrung auf. Im Grünfutter (z.B. frischen Wiesenkräutern, Löwenzahn, Spinat, Grünkohl) sind ausreichend hohe -Carotin-Gehalte zu finden (15).

 

Vitamin D ist in „natürlichem Futter“ des Kaninchens allenfalls in Spuren vorhanden, die den Bedarf nicht decken können (s. unter Haltung: Vitamin D in der Kaninchenhaltung).

 

Vitamin E ist ein Antioxidans und fungiert als Zellschutz. Besonders hohe Gehalte sind in Nüssen und Sonnenblumenkernen vorhanden, aber auch verschiedene Grünfuttermittel, wie z.B. Grünkohl, Wirsing, Löwenzahn und Feldsalat sind gute Vitamin E-Lieferanten (15).

 

Vitamin K ist wichtig für die Blutgerinnung und in der pflanzlichen Nahrung des Kaninchens in ausreichenden Mengen vorhanden 11). Zudem wird Vitamin K im Blinddarm synthetisiert (8).

Mineralstoffe

Zu den Mineralstoffen gehören Kalzium, Phosphor, Natrium, Kalium, Magnesium und Chlorid. Da der Organismus rel. große Mengen dieser Stoffe benötigt, werden sie auch als Makromineralstoffe bezeichnet. Bei artgerechter Ernährung mit Heu und vielseitigem Grünfutterangebot (v.a. Wiesenfutter) sind Kaninchen ausreichend versorgt (15).
Anders sieht es aus, wenn die Tiere große Mengen an Getreide bekommen und kein ausgewogenes Frischfutterangebot. Es kann dann zu einem Mangel an Kalzium bei gleichzeitig zu hohen Phosphorgehalten in der Nahrung kommen. Die Konsequenz sind Knochenstoffwechselstörungen mit begleitenden schweren Zahnerkrankungen (16).

Spurenelemente

Zu den Spurenelementen gehören Eisen, Jod, Fluorid, Mangan, Molybdän, Selen, Zink, Kupfer und Chrom. Auch hier ist eine ausreichende Versorgung bei artgerechter Ernährung gesichert (15).


Kleine Futtermittelkunde

Aus den ernährungsphysiologischen Besonderheiten des Kaninchens lässt sich zusammenfassend ableiten, dass die Nahrung v.a. reich an langsam verdaulichen Kohlenhydraten sein muss, was durch die Gabe von strukturiertem Grünfutter und Heu gewährleistet wird. Durch diese Futtermittel wird den Tieren zudem ein ausreichendes Angebot an langsam verdaulichen Eiweißen zur Verfügung gestellt. Futtermittel mit hohen Gehalten an leicht verdaulichen Kohlenhydraten und leicht verdaulichen Eiweißen tragen dagegen eher zu einer Destabilisierung der Darmfunktionen bei und sollten daher allenfalls restriktiv angeboten werden.

 



Heu von hoher Qualität muss den Tieren immer zur freien Verfügung stehen (ad libitum-Fütterung), sollte aber nicht die Grundnahrung des Kaninchens darstellen. Gutes Heu sollte grün (nicht gelb wie Stroh) sein, aromatisch duften und lange Halme enthalten. Ein gewisser Anteil an Kräutern, Blüten und Blättern ist erwünscht.  Neigen Kaninchen zur Entstehung von Blasensteinen, so sollte jedoch ein kalziumarmes Heu gewählt werden, das ausschließlich aus Grashalmen besteht (z.B. Timothee-Heu).
Kaninchen fressen pro Tag etwa 50 g Heu/kg Körpergewicht. Damit stets ausreichend Heu zur Verfügung steht und die Tiere eine Möglichkeit haben, sich bestimmte Komponenten auszusuchen, sollten täglich ca. 70 g/kg Körpergewicht angeboten werden (17).

Heu eignet sich aber nicht als Alleinfuttermittel für Kaninchen! Bei ausschließlicher Heufütterung käme es zu einem Energiedefizit und es entstünde ein Mangel an bestimmten Mineralstoffen und Spurenelementen (10).
Daraus lässt sich auch ableiten, dass eine (leider immer noch oft verordnete) Heu-und-Wasser-Diät bei Verdauungsstörungen absolut unsinnig und völlig ungeeignet ist, um den Bedürfnissen von Kaninchen gerecht zu werden!


Frischfutter stellt die Grundnahrung des Kaninchens dar, wobei Futter, das das Kaninchen nicht kennt, zunächst in kleinen Mengen angeboten werden sollte, damit der Verdauungstrakt die Möglichkeit hat, sich daran zu gewöhnen. Die Gesamtmenge an Frischfutter sollte mindestens 250 g/kg Körpergewicht betragen – ein Kaninchen mit einem Gewicht von 2 kg erhält somit 500 g Frischfutter am Tag. Die Menge sollte auf mind. 2 Portionen aufgeteilt werden.

Wie kommt diese Empfehlung zustande?
In freier Wildbahn steht Kaninchen uneingeschränkt Grünfutter zur Verfügung. Dieser Anspruch sollte auch für die Heimtierhaltung bestehen.
Zudem neigen Kaninchen zu Nierenerkrankungen und zur Bildung von Harnsteinen. Daher ist eine hohe Wasseraufnahme erwünscht, um die Nieren durchzuspülen und den Urin zu verdünnen.



Wieviel Wasser ein Kaninchen am Tag aufnimmt, hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. dem Alter, der Umgebungstemperatur, der Luftfeuchtigkeit und der Rasse 18). Einen entscheidenden Einfluss hat aber auch die Fütterung. Kaninchen, die ausschließlich Trockenmischfutter oder Pellets erhalten trinken viel (ca. 65 ml/kg/Tag (19)), setzen aber nur wenig stark konzentrierten Urin ab 18) 19). Bei Fütterung mit Pellets und Heu wird noch mehr Wasser aufgenommen (ca. 100 ml/kg/Tag) und es wird mehr und geringer konzentrierter Urin ausgeschieden. Bei Kaninchen, die zusätzlich zu trockenem Futter Saftfutter erhalten, sinkt die Trinkmenge deutlich ab. Dennoch steigt die Gesamtwasseraufnahme erheblich (18-19), da Frischfutter zu einem hohen Anteil aus Flüssigkeit besteht. Entsprechend ist die produzierte Urinmenge deutlich größer und der Harn ist weniger konzentriert.

Um eine ausreichende Urinverdünnung zu erreichen, wird eine tägliche Wasseraufnahme von 200 ml/kg Körpergewicht angestrebt 7). Da ein Kaninchen jedoch nicht freiwillig mehr trinken wird, nur weil der Besitzer es wünscht, muss eine Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr über die Fütterung von wasserhaltigem Frischfutter erfolgen.

Geht man davon aus, dass Frischfuttermittel durchschnittlich zu etwa 80 % aus Wasser bestehen, so sollten pro kg Körpergewicht 250 g davon gefüttert werden.

 

Eine ausgewogene Frischfutterration setzt sich folgendermaßen zusammen:

Strukturiertes Grünfutter  besitzt die höchsten Rohfasergehalte aller Frischfuttermittel und sollte im Idealfall 100 %, mindestens aber 75 % der Frischfutterration ausmachen. Hierzu gehören z.B.:
  • Wiesenfutter (Wildgräser, -kräuter, -blätter und -blüten)
  • Kulturlöwenzahn, Küchenkräuter (z.B. Petersilie, Dill, Basilikum, Kerbel, Minze, Melisse, Salbei, Thymian, Koriander, Oregano)
  • Gemüsegrün (z.B. Möhrengrün, Blätter von Kohlrabi, Brokkoli, Blumenkohl, Sellerie, Radieschen)
  • Blätter von Bäumen und Sträuchern (z.B. Obstbaum, Weide, Haselnuss, Himbeere)

 

Gemüse ist, je nach Gemüseart, sehr unterschiedlich zu bewerten.
  • Knollen- und Wurzelgemüse (z.B. Knollensellerie, Pastinake, Möhre, Petersilienwurzel, Rote Beete, Rüben) haben hohe Gehalte an leicht verdaulichen Kohlenhydraten (Ein- und Zweifachzucker, Stärke). Sie gelten zudem als „harte Futtermittel“, die die Zähne beim Kauen einen erhöhten Druck aussetzen. Solche Gemüsearten sollten daher (wenn überhaupt) nur in sehr geringen Mengen angeboten werden.
  • Blattgemüse (z.B. Chicorée, Spinat, Salate, Mangold) besitzen ähnlich geringe Gehalte an leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie strukturiertes Grünfutter und können daher problemlos in größeren Mengen angeboten werden.
  • Kohl u. Kohlgemüse (z.B. Grünkohl, Spitzkohl, Wirsing, Weißkohl, Chinakohl, Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi) weisen moderate Gehalte an verdaulichen Kohlenhydraten auf, wobei es sich v.a. um Frucht- und Rübenzucker handelt. Kohl darf daher in gewissen Mengen verfüttert werden, der Gesamtanteil an der Ration sollte aber nicht zu hoch sein. Blättriger Kohl sollte Kohlgemüse (Kohlrabi, Blumenkohl, Brokkoli) vorgezogen werden.
  • Fruchtgemüse (z.B. Zucchini, Paprika, Gurke, Tomate) weist rel. hohe Gehalte an Frucht- und Rübenzucker auf.
  • Stielgemüse (Staudensellerie, Fenchel) sind arm an leicht verdaulichen Kohlenhydraten und können daher problemlos verfüttert werden. Fenchel besitzt zudem ätherische Öle, die beruhigend auf den Magen-Darm-Trakt wirken. Allerdings sind Fenchelknollen wiederum sehr hart, wodurch beim Kauen erhöhter Druck auf die Zähne entsteht. Die Verfütterung von Fenchelgrün ist daher vorzuziehen.

 

Obst (z.B. Apfel, Birne, Banane, Beerenfrüchte) sollte allenfalls in kleinen Mengen als Leckerbissen gefüttert werden, da es hohe Mengen an Fruchtzucker enthält und seine Zerkleinerung nur wenig Kauaktivität erfordert.

Ergänzungen

Als Nagematerial können z.B. Äste von ungespritzten Obstbäumen, Weide, Haselnuss und Birke angeboten werden.

Als Nagematerial ungeeignet sind dagegen hartes Brot und die im Zoofachhandel erhältlichen „Nagersteine“. Diese „Futtermittel“ sind nicht annähernd hart genug, um Kaninchenzähne abzunutzen. Brot schadet aufgrund seines Stärkegehaltes der Verdauung, Nagersteine sind nichts anders als gepresster Kalk und begünstigen die Harnsteinentstehung.


Getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten dürfen gelegentlich in kleinen Mengen angeboten werden, der Anteil in der Ration sollte aber nicht zu hoch sein. Diese Futtermittel sind bei den meisten Kaninchen sehr beliebt und werden dem Heu vorgezogen. Für die Zerkleinerung ist allerdings deutlich weniger Kauaktivität erforderlich als für Heu, so dass kein ausreichender Zahnabrieb stattfindet. Zudem haben Trockenkräuter extrem hohe Kalziumgehalte und begünstigen die Entstehung von Harnsteinen. Im Vergleich zu frischen Kräutern, die zu einem hohen Prozentsatz aus Wasser bestehen, weisen getrocknete Kräuter eine deutlich höhere Kaloriendichte auf. Wenn sie in großen Mengen gefüttert werden, können sie daher auch zu ungewünschten Gewichtszunahmen führen.


Für Kaninchen mit Zahnproblemen, die nicht mehr in der Lage sind Heu zu zerkleinern sind getrocknete Kräuter dagegen gut geeignet, um den Tieren ausreichend Rohfaser zuzuführen. Auf eine begleitend ausreichende Flüssigkeitszufuhr muss allerdings geachtet werden.


Saaten/Saatenmischungen

Ölsaaten sind Sämereien mit hohem Fettgehalt. Hierzu gehören z.B. Leinsamen, Fenchelsamen, Anissamen, Kümmelsamen, Mariendistelsamen, Mohn, Hanfsamen und Kardi. Diese Saaten haben durch ihren Ölgehalt eine abführende Wirkung und können bei Kaninchen v.a. prophylaktisch eingesetzt werden, um Verstopfungen im Magen-Darm-Trakt bei starkem Fellwechsel zu verhindern. Aufgrund ihres hohen Kaloriengehaltes und ihrer harten Struktur sollten sie aber nur in geringen Mengen verfüttert werden. Alternativ können Leinflocken angeboten werden.

Zu den Mehlsaaten gehören z.B. Hafer, Gerste, Weizen, Mais, Dinkel, Amaranth, Hirse und Grünkern. Sie enthalten hohe Stärkegehalte, also leicht verdauliche Kohlenhydrate, und sollten daher möglichst nicht an Kaninchen verfüttert werden.


Kommerzielle Trockenfuttermittel sind in verschiedensten Variationen erhältlich. Bei einer artgerechten und ausgewogenen Fütterung mit Heu und Frischfutter, ist eine Fütterung solcher Futtermittel weder erforderlich noch erwünscht.
Pelletierte Futtermittel bestehen aus kurzen Fasern, die ohne großen Aufwand zerkaut werden können. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kaninchen zum Zerkleinern von Heu bis zu 10 x länger brauchen als zum Zerkleinern von Pellets (19-20). Die Pelletfütterung begünstigt daher einen unzureichenden Zahnabrieb. Außerdem entsteht schneller Langeweile, da die Tiere nicht ausreichend lange mit der Futteraufnahme beschäftigt sind. Pellets enthalten zudem meist zu hohe Energiegehalte, so dass die Gefahr von Übergewicht besteht. Ein weiteres Problem ist, dass, trotz der schnellen Zerkleinerungsmöglichkeit, durch die harten Pellets zunächst ein erhöhter Druck auf die Zähne ausgeübt wird (s. unter Physiologie: Pathophysiologie von Zahnerkrankungen).

Bei mageren Kaninchen (z.B. mit Zahnproblemen) können pelletierte Futtermittel allerdings unterstützend eingesetzt werden, um das Gewicht zu stabilisieren. Ein Befeuchten/Einweichen der Pellets ist dann zu empfehlen.
Bei diesen Futtermitteln bestehen sehr große Unterschiede bzgl. der Inhaltsstoffe; auf die Zusammensetzung sollte daher geachtet werden.

„Buntfuttermittel“ bestehen zu einem hohen Anteil aus Getreide und Getreideprodukten und sollten gar nicht verfüttert werden.
„Strukturfutter“ oder „Strukturmüslis“ enthalten zwar oft keine Getreidekörner, dafür aber Getreide- und Erbsenflocken sowie getrocknete Wurzel- und Knollengemüse (sehr hart!), so dass auch in ihnen letztlich viel zu hohe Stärkegehalte enthalten sind. Problematisch ist zudem der meist sehr hohe Gehalt an Kalzium, verursacht durch getrocknete Kräuter (v.a. Luzerne), wodurch die Entstehung von Harnsteinen gefördert wird.


Leckerbissen

Leckerli sollten nur in sehr geringen Mengen – möglichst als Belohnung aus der Hand – gefüttert werden. Als Leckerbissen können z.B. kleine Stückchen Frisch- oder Trockenobst, Sonnenblumen- oder Kürbiskerne sowie Erbsenflocken dienen.

Völlig ungeeignet sind dagegen die meisten der im Zoofachhandel angebotenen Leckerbissen, wie z.B. Joghurt- und Milchdrops, Nagerwaffeln, Haferkissen oder Knabberstangen. Diese enthalten in großen Mengen Stärke und Zucker.


Artgerechte Rationsgestaltung

Eine artgerechte Ration für Kaninchen beinhaltet:


Fütterungstechnik

Ad libitum-Fütterung

Kaninchen muss permanent Futter zur freien Verfügung stehen, da die Tiere darauf angewiesen sind, viele kleine Futterportionen über den Tag verteilt aufzunehmen. Diese ständige Futteraufnahme ist wichtig, da Magen und Darm über eine nur sehr dünne Muskulatur verfügen. Das Futter kann somit nicht durch eine Eigenmotorik durch den Verdauungskanal transportiert werden, sondern es muss ständig neues Futter aufgenommen werden, um die bereits im Magen-Darm-Kanal befindliche Nahrung weiter zu schieben. Phasen des Fastens führen zu einer verlängerten Verweildauer des Futters in Magen und Darm. Es entstehen schnell Fehlgärungen, die zu Aufgasungen führen.
Zur ad libitum-Fütterung eignet sich v.a. blättriges Grünfutter, aber auch Heu sollte immer zur freien Verfügung stehen.


Futterselektion ermöglichen

In freier Wildbahn stehen Kaninchen unzählige verschiedene Futterpflanzen zur Verfügung, aus denen sich die Tiere bedarfsabhängig bedienen können. Auch in der Heimtierhaltung sollte also ein möglichst breites Futterspektrum angeboten werden. Neben Heu mit Blüten-, Blatt- und Kräuteranteil ist auch ein breites Angebot an Frischfutter erforderlich.

 

Keine plötzlichen Futterwechsel vornehmen

Es dürfen keine plötzlichen Futterwechsel vorgenommen werden, da diese zu Störungen der empfindlichen Bakterienflora des Blinddarmes und in Folge zu schweren Verdauungsstörungen (Aufgasung, Durchfall) führen können. Futtermittel, die ein Kaninchen nicht gewöhnt ist, müssen zunächst in geringen Mengen zu der gewohnten Ration ergänzt werden. Kaninchen aus Innenhaltung, die bisher mit „Supermarktfutter“ gefüttert wurden, dürfen also nicht einfach in ein Außengehege auf der Wiese gesetzt werden, da die Zusammensetzung des Wiesenfutters völlig anders ist als die des bekannten Futters. Vielmehr müssen zunächst Wiesenpflanzen in kleinen Mengen angefüttert werden, damit der Verdauungstrakt der Tiere sich daran gewöhnen kann.


Auf hygienische Qualität des Futters achten

Alle Futtermittel müssen stets hygienisch einwandfrei sein!
Frischfutter sollte frisch verfüttert oder im Kühlschrank gelagert werden. Frischfutter, das deutliche Konsistenzveränderungen oder Verfärbungen aufweist, darf nicht mehr angeboten werden. Es ist sinnvoll, mehrere kleine Rationen über den Tag verteilt zu verfüttern. Längere Liegezeiten führen zur Besiedlung des Futters mit Bakterien und Pilzen und sollten daher vermieden werden (21).
Heu ist zwar ein Trockenfuttermittel, dennoch ist von einer längeren Vorratshaltung in Raufen abzusehen, denn Heu nimmt Feuchtigkeit (auch aus der Luft) auf. Vielmehr soll täglich frisches Heu nachgelegt und altes entfernt werden.
Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Keimgehalt von Heu (unabhängig davon, ob es lose oder in Raufen angeboten wird) bereits innerhalb von 48 h stark erhöht. Bleibt das Heu länger als 72 h liegen, dann sind die Gehalte an Bakterien und Schimmelpilzen schnell so hoch, dass Gesundheitsrisiken für die Tiere entstehen können (10).
Trockenfuttermittel müssen frei von Vorratsschädlingen (z.B. Kornkäfer, Dörrobstmotten) sein. Die Schädlinge selber schaden den Kaninchen zwar nicht, jedoch wird durch ihre Ausscheidungen das Futter feucht und weist dann schnell erhöhte Gehalte an Bakterien und Schimmelpilzen auf (22).


Wasserversorgung

Die meisten Kaninchen trinken nicht, wenn sie ein ausreichendes Angebot an Frischfutter erhalten. Dennoch kann es Situationen geben, in denen Wasser benötigt wird. Bei hohen Umgebungstemperaturen im Sommer fressen Kaninchen oft wenig, decken ihren Flüssigkeitsbedarf dann aber über das Trinkwasser. Besteht eine Erkrankung (z.B. Zahnerkrankung), die zu verminderter Futteraufnahme führt, wird ebenfalls kompensatorisch Trinkwasser aufgenommen.
Frisches Trinkwasser muss daher immer zur freien Verfügung stehen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kaninchen deutlich lieber aus Näpfen als aus Trinkflaschen trinken (23). Offene Wasserschalen sind daher vorzuziehen. Auch hier gilt natürlich das Hygienegebot – Trinkgefäße müssen regelmäßig gründlich gereinigt werden.

 

Hier erhalten Sie eine Zusammenfassung unserer Fütterungsempfehlungen als Download



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