Ratte
Anatomische und physiologische Besonderheiten
Verdauungsphysiologie
Zähne
Ratten besitzen im Ober- und Unterkiefer je 2 Schneidezähne, die kräftig gelb-orange gefärbt sind. Das Längenverhältnis der sichtbaren Zahnanteile von Oberkiefer : Unterkiefer beträgt etwa 1 :2,5-3. Die Schneidezähne besitzen offene Wurzelkanäle und wachsen lebenslang. Ihre Abnutzung erfolgt durch Nageaktivität.
Magen
Ratten können nicht erbrechen. Der Magen der Tiere ist einhöhlig, durch eine Falte aber in zwei Teile gegliedert, so dass ein Vormagenanteil und ein Drüsenanteil unterschieden werden können (4-5).
Dünndarm
Der Dünndarm ist der Darmabschnitt, in dem die meisten Nährstoffe aufgespalten und resorbiert werden.
Blinddarm
Der Blinddarm fungiert als Gärkammer. Hier werden durch Bakterien komplexe Kohlenhydrate und an Pflanzenzellen gebundene Eiweiße aufgespalten. Dabei entstehen flüchtige Fettsäuren, die zum größten Teil direkt resorbiert werden. Zudem entstehen aber auch Aminosäuren und Vitamine (Vitamine der B-Gruppe und Vitamin K) (6-7).
Dickdarm
Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei Wasser entzogen und die Knödel werden geformt.
Koprophagie
Ratten fressen bis zu 40 % ihrer Kotballen (= Koprophagie) 8). Sie versorgen sich dadurch mit Eiweißen, Fettsäuren und Vitaminen (Vitamin der B-Gruppe, Vitamin K), die im Blinddarm hergestellt werden. Durch die Koprophagie werden zudem im Kot befindliche Blinddarmbakterien wieder dem Verdauungskanal zugeleitet (6-7) (9-12).
Hardersche Drüsen
Die Tränenflüssigkeit wird beim Putzen im Fell verteilt. Wird das Sekret vermehrt produziert (z.B. bei Entzündungen im Augenbereich) oder lässt aufgrund einer Erkrankung das Putzverhalten nach, so entstehen rötliche Krusten um die Augen (= Brillenbildung) oder rötlicher Nasenausfluss. Diese Ausscheidungen dürfen nicht mit Blut verwechselt werden.
Milchdrüse
Das Drüsengewebe des Gesäuges bei der Ratte verläuft nicht gleichmäßig linear am Unterbauch.
Ausgedehnte Drüsenanteile befinden sich im Leistenbereich und ziehen bis in den Bereich der Kniefalten sowie die Anogenitalregion.
In der vorderen Körperhälfte ist das Gewebe besonders im Achselbereich sehr prominent und erstreckt hinter dem Ellenbogen entlang an der Brustwand hoch. Nach vorne erstreckt es sich weit bis in den Bereich der Vorderbrust und kann vor dem Vorderbein hoch bis in die Nackenregion ziehen.
Ratten neigen zur tumorösen Entartung des Milchdrüsengewebes. Die Tumore sind dann an - im Vergleich zu anderen Tierarten - ungewöhnlichen Stellen lokalisiert.
Verteilung des Milchdrüsengewebes bei der Ratte
Mammatumore Tumore am Gesäuge der Ratte sind in der überwiegenden Anzahl der Fälle gutartig. Sie wachsen jedoch oft sehr schnell und schränken die Tiere in der Bewegung ein. Eine chirurgische Entfernung ist dann die einzige Therapieoption. Aufgrund der ausgedehnten Verteilung des Drüsengewebes ist bei solchen Operationen allerdings keine vollständige Entfernung der Milchleiste möglich, sondern es wird nur der Tumor entfernt. Daher können ggf. in anderen Bereichen erneut Tumore entstehen. |
Fortpflanzungsphysiologie
Fortpflanzungsdaten
Geschlechtsreife männlich weiblich Dauer Sexualzyklus Trächtigkeitsdauer Wurfgröße Säugezeit | 4 - 6 Wochen 4 - 6 Wochen 4 - 5 Tage 21 - 24 Tage 6 - 12, Nesthocker ca. 3 Wochen |
Ratten kommen nach der Geburt ihrer Jungtiere innerhalb weniger Stunden in die nächste Brunst und können dann sofort wieder gedeckt werden!
Geschlechtsbestimmung
Bei männlichen Tieren besteht ein größerer Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After. Weibliche Ratten besitzen eine ausgestülpte Harnröhrenöffnung, die leicht mit der Vorhaut (Präputium) des männlichen Tieres zu verwechseln ist. An die Harnröhrenöffnung schließt sich unmittelbar die Scheidenöffnung an, die außerhalb der Brunst verschlossen ist. Dahinter liegt, mit geringem Abstand der Anus.
Anogenitalregion einer männlichen Ratte
1 Präputialöffnung
2 After
Anogenitalregion einer weiblichen Ratte
1 Harnröhrenöffnung
2 Scheidenöffnung (nur in der Brunst geöffnet)
3 After
Erkrankungen der Geschlechtsorgane
Ratten neigen im Alter zur Entstehung von Gebärmuttervereiterungen (Pyometra). Diese gehen mit eitrigem Scheidenausfluss einher und werden oft zunächst nicht bemerkt, da die Tiere den Eiter wegputzen. Bei Ausdehnung der Infektion fallen Störungen des Allgemeinbefindens mit verminderter Futteraufnahme auf. Die Tiere trocknen aus und ihre Bewegungen sind oft deutlich verlangsamt.
Da die Gebärmutter ein Hohlorgan ist, in dem keine ausreichend hohen Antibiotikaspiegel erzielt werden können, ist eine medikamentelle Ausheilung der Infektion in der Regel nicht möglich. Sollten chronische Krankheitsverläufe vermieden werden, ist eine Kastration des Tieres unumgänglich.
WEITERE INFORMATIONEN
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