Rennmaus
Anatomische und physiologische Besonderheiten
Verdauung
Zähne
Rennmäuse besitzen im Ober- und Unterkiefer je 2 Schneidezähne, die kräftig gelb-orange gefärbt sind. Das Längenverhältnis der Zähne von Oberkiefer zu Unterkiefer beträgt etwa 1:2. Die Schneidezähne besitzen offene Wurzelkanäle und wachsen lebenslang. Ihre Abnutzung erfolgt durch Nageaktivität.
In jedem Kieferviertel der Rennmaus befinden sich 3 Backenzähne. Diese besitzen Wurzeln und wachsen nicht nach.
Nahrung wird von den Tieren zunächst mit Hilfe der Schneidezähne zerkleinert oder entspelzt. Die weitere Zerkleinerung erfolgt, indem das Futter mit vertikalen Kieferbewegungen zwischen den Backenzähnen zerquetscht wird (8, 9).
Magen
Rennmäuse können nicht erbrechen. Der Magen der Tiere ist einhöhlig, durch eine Falte aber in zwei Teile gegliedert, so dass ein Vormagen- und ein Drüsenanteil unterschieden werden können (10).
Dünndarm
Der Dünndarm ist der Darmabschnitt, in dem die meisten Nährstoffe aufgespalten und resorbiert werden.
Blinddarm
Der Blinddarm fungiert als Gärkammer. Hier werden durch Bakterien komplexe Kohlenhydrate und an Pflanzenzellen gebundene Eiweiße aufgespalten. Dabei entstehen flüchtige Fettsäuren, die zum größten Teil direkt resorbiert werden. Zudem entstehen aber auch Aminosäuren und Vitamine (Vitamine der B-Gruppe und Vitamin K) (11-12).
Dickdarm
Im Dickdarm wird dem Nahrungsbrei Wasser entzogen und die Knödel werden geformt.
Koprophagie
Rennmäuse fressen ihren Kot (= Koprophagie), wenn die vorhandene Nahrungsmenge zu gering oder das Futter nur eine unzureichende Nährstoffzufuhr bereitstellt (13).
Ventraldrüse
Mongolische Rennmäuse besitzen ein Drüsenfeld (Bestehend aus Talgdrüsen) am Unterbauch, das als Ventral- oder Bauchdrüse bezeichnet wird. Die Größe wird durch Geschlechtshormone gesteuert. Am prominentesten ist das Drüsenfeld bei dominanten männlichen Tieren ausgebildet, am kleinsten ist es bei untergeordneten Weibchen. Das Drüsensekret dient der Reviermarkierung, indem der Bauch über Gegenstände gerieben und so Duftmarken gesetzt werden. Auf gleiche Wiese erhalten zudem Mitglieder einer Gruppe den typischen Familiengeruch (5, 14).
Tiere, die ihren Familiengeruch verlieren, werden nicht mehr als Gruppenmitglieder anerkannt und aggressiv aus dem Revier vertrieben. Rennmäuse dürfen daher nicht längere Zeit aus der Gruppe entfernt werden. Es ist also erforderlich, bei jedem Tierarztbesuch alle Mitglieder der Gruppe mitzubringen. |
Hardersche Drüse
Rennmäuse besitzen Tränendrüsen, die ein rötliches Sekret produzieren (= Hardersche Drüsen). Dieses Sekret wird beim Putzen im Fell verteilt. Wird das Sekret vermehrt produziert (z.B. bei Entzündungen im Augenbereich) oder lässt aufgrund einer Erkrankung das Putzverhalten nach, so entstehen rötliche Krusten um die Augen (= Brillenbildung) oder an der Nase. Diese Ausscheidungen dürfen nicht mit Blut verwechselt werden (15).
Fortpflanzungsphysiologie
Fortpflanzungsdaten
Geschlechtsreife männlich weiblich Sexualzyklus Trächtigkeitsdauer Wurfgröße Säugezeit | 7 - 8 Wochen 7 - 8 Wochen 4 - 6 Tage 24 - 28 Tage * 2 - 12, Nesthocker 3 - 4 Wochen |
* Säugt das Muttertier während der Trächtigkeit noch einen anderen Wurf, kann sich die Tragezeit auf bis zu 45 Tage verlängern.
Rennmäuse kommen nach der Geburt ihrer Jungtiere innerhalb weniger Stunden in die nächste Brunst und können dann sofort wieder gedeckt werden!
Geschlechtsbestimmung
Bei männlichen Tieren besteht ein größerer Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After. Weibliche Rennmäuse besitzen eine ausgestülpte Harnröhrenöffnung, die leicht mit der Vorhaut (Präputium) des männlichen Tieres zu verwechseln ist. An die Harnröhrenöffnung schließt sich unmittelbar die Scheidenöffnung an, die außerhalb der Brunst verschlossen ist. Dahinter liegt, mit geringem Abstand der Anus.
Anogenitalregion einer männlichen Rennmaus
1 Präputialöffnung
2 After
Anogenitalregion einer weiblichen Rennmaus
1 Harnröhrenöffnung
2 Scheidenöffnung (nur in der Brunst geöffnet)
3 After
Erkrankungen der Geschlechtsorgane
Mongolische Rennmäuse neigen zu Erkrankungen der Eierstöcke (Ovarien). Ovarialtumore sind die häufigste Tumorerkrankung der weiblichen Rennmaus. Aber auch Ovarialzysten sind häufig anzutreffen. Sie sind oft sehr voluminös und führen innerhalb kurzer Zeit zu massiven Ausdehnungen des Bauchumfanges.
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